Düsseldorf lässt vier Straßenschilder im japanischen Viertel zweisprachig beschriften

Düsseldorf Immermannstraße, japanisches Straßenschild
Was heißt Immermannstraße auf Japanisch? Hier steht es. - Bild: Richard Schneider

Seit dem 9. Dezember 2021 gibt es in einem gelegentlich als „Little Tokyo“ bezeichneten Düsseldorfer Innenstadtviertel vier japanische Straßenschilder. Sie wurden zu Beginn und Ende der Immermannstraße angebracht, und zwar an der Kreuzung Immermannstraße / Karlstraße und auf Höhe des Ernst-Schneider-Platzes jeweils auf beiden Straßenseiten.

Bezirksbürgermeisterin Annette Klinke (Grüne) und der japanische Generalkonsul IWAMA Kiminori haben sie bei einem Fototermin der Öffentlichkeit übergeben.

Rund um die Immermannstraße befindet sich das Geschäftszentrum der japanischen Gemeinde mit zahlreichen Banken, Handelsorganisationen, Hotels, Buchläden, Supermärkten und Restaurants aus dem Land der aufgehenden Sonne.

Die Straße ist nach dem Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker Karl Leberecht Immermann (1796 – 1840) benannt.

Immermannstraße Japanisch
Der japanische Generalkonsul IWAMA Kiminori und Bezirksbürgermeisterin Annette Klinke (Grüne) enthüllen das Zusatzschild auf der Höhe des Ernst-Schneider-Platzes. – Bild: David Young / Landeshauptstadt Düsseldorf

Den Beschluss zur Ergänzung der Straßenschilder hatte die Bezirksvertretung 1 in ihrer Sitzung am 1. Oktober 2021 getroffen.

Damit wird eine Anregung aus der Bürgerschaft aufgenommen, „auf der Immermannstraße auch japanische Straßennamenschilder zu installieren, im Sinne eines zu erwartenden positiven Marketing-Effektes sowie zur Unterstützung der touristischen Atmosphäre des Little-Tokyo-Viertels“.

Immermannstraße Japanisch
Bild: David Young / Landeshauptstadt Düsseldorf

In Düsseldorf leben mehr als 8.400 Japaner, die die einzige Japantown Deutschlands bilden. Die rund 600 japanischen Unternehmen im Großraum Düsseldorf sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

Deren Mitarbeiter haben im Lauf der Jahrzehnte eine hervorragende japanische Infrastruktur mit einer japanischen Schule, vier japanischen Kindergärten, dem japanischen Generalkonsulat, der japanischen Industrie- und Handelskammer sowie zahlreichen Kulturinstitutionen und Vereinen wie beispielsweise dem japanischen Club oder dem EKO-Haus geschaffen.

Japanisch Düsseldorf
Ganz normal in einigen Straßenzügen Düsseldorfs: ein Maskenhinweis auf Japanisch. – Bild: Richard Schneider
"Wir akzeptieren nur Bargeld" auf Japanisch.
Japanisch sieht man selbst außerhalb der von japanischen Geschäften dominierten Straßenzüge, wie hier in den Schadow-Arkaden am nördlichen Ende der Kö. – Bild: Richard Schneider
Japanisch Düsseldorf
Schaufensterdeko einer japanischen Buchhandlung an der Immermannstraße. – Bild: Richard Schneider

Nachtrag: Integrationsrat will 10 weitere Straßen in anderen Sprachen beschildern

Der Integrationsrat der Stadt Düsseldorf hat am 11. Mai 2022 in einem Beschluss angeregt, an zehn weiteren Stellen im Stadtgebiet zweisprachige Straßenschilder zu installieren, und zwar in jedem Stadtbezirk eines in jeweils anderen Sprachen. Konkrete Vorschläge machte er allerdings nicht.

Pavle Madzirov vom Integrationsrat meint, man könne sich auf die zehn Nationalitäten mit dem höchsten Anteil an Düsseldorfs Wohnbevölkerung konzentrieren. So sei ein türkisches Schild in Rath oder ein italienisches in Gerresheim denkbar. Die Heyestraße könnte als Zweitbenennung dann Via Heye heißen.

Mag sein, dass sich in den 1960er Jahren italienische Gastarbeiter vorwiegend in Gerresheim angesiedelt haben. Dass der Stadtteil heute noch italienisch geprägt sein soll, ist allerdings selbst einem von uns befragten gebürtigen Düsseldorfer noch nicht aufgefallen.

Neben der Japantown gibt es in Düsseldorf nur ein einziges augenfällig von anderen Kulturen geprägtes Stadtviertel. Dieses befindet sich hinter dem Hauptbahnhof (Oberbilk) und ist als Klein-Marokko, Klein-Marrakesch oder Maghreb-Viertel bekannt. Das seit jeher raubeinige Arbeiterviertel mit Rotlicht-Etablissements ist allerdings keine Touristenattraktion. Dort Straßenschilder mit arabischer Beschriftung anzubringen, wäre durchaus sinnvoll, aber dem Ruf des Viertels kaum förderlich.

Der Vorschlag des Integrationsrats zeigt, dass Politiker spielend auch die beste Idee zunichte machen können. Es geht bei den fremdsprachigen Straßenschildern nicht darum, jeder Nationalität eine eigene Straße zu widmen und diese sinnlos mit der Gießkanne über das gesamte Stadtgebiet zu verstreuen. Denn in jeder beliebigen Kleinstadt leben heute typischerweise mindestens 60 Nationalitäten.

Mit den japanischen Schildern an der Immermannstraße soll vielmehr eine Besonderheit und ein Alleinstellungsmerkmal Düsseldorfs hervorgehoben werden. Die Aktion ist auch als Geste des Dankes an die Japaner zu verstehen, die seit Jahrzehnten nicht nur keine Probleme verursachen, sondern viel Geld, Arbeitsplätze und asiatisches Flair in die Landeshauptstadt bringen. Der Japantag, der alljährlich 600.000 Gäste anlockt, ist dafür das beste Beispiel.

Eines muss man allerdings offen sagen: Integriert in die deutsche Gesellschaft sind die Japaner nicht, zumal viele von ihnen nur auf Zeit von ihren Arbeitgebern nach Deutschland entsandt werden. Sie leben – ebenso wie die Araber hinterm Bahnhof – vielmehr in ihrer eigenen Welt mit Parallelstrukturen wie vier japanischen Kindergärten und einer japanischen Schule.

Japanische Straßenschilder in Düsseldorf
Bei zwei Straßenschildern (denen an der Karlstraße) steht die japanische Beschriftung über der deutschen. Vermutlich aber nur deshalb, weil unter dem deutschen Schild kein Platz mehr war. – Bild: Richard Schneider

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Richard Schneider