Luxemburger Standarddeutsch – Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in Luxemburg

Luxemburger Standarddeutsch
Bild: Dudenverlag

Am 17. Oktober 2022 erscheint der Duden-Band Luxemburger Standarddeutsch – Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in Luxemburg. Das Wörterbuch bietet einen kompakten Überblick über die deutsche Standardsprache in Luxemburg.

Neben dem Alltagswortschatz enthält es Fachausdrücke aus Politik und Verwaltung sowie feste Wendungen. Die rund 1.300 Stichwörter haben Angaben zur Aussprache, Grammatik, Herkunft und Bedeutung und werden durch Belege aus der Luxemburger Presse ergänzt.

Der Nachschlageteil wird durch eine auch für Laien verständliche Hinführung eingeleitet, die Sprachgeschichte und Sprachwirklichkeit des Deutschen in Luxemburg erläutert, das Konzept der Plurizentrik, also der verschiedenen regionalen Erscheinungsformen des Deutschen, umreißt, die Spezifik der Luxemburger Deutsch-Variante herleitet und auch die alltagssprachlichen und schulpraktischen Implikationen thematisiert.

Das Werk komplettiert die bereits länger existierenden Duden-Bände Österreichisches Deutsch – Wörterbuch der Gegenwartssprache in Österreich von Jakob Ebner und Schweizerhochdeutsch – Wörterbuch der Standardsprache in der deutschen Schweiz von Hans Bickel.

Sieburg: „Abweichungen sind keine Fehler, sondern Normvarianten“

Der Autor Dr. Heinz Sieburg ist Professor für germanistische Linguistik und historische Sprachwissenschaft des Deutschen sowie germanistische Mediävistik an der Université du Luxembourg. Er ist Leiter verschiedener Bachelor- und Master-Studiengänge.

Mit der Thematik „Luxemburger Deutsch“ beschäftigt sich Sieburg seit mindestens 20 Jahren, an dem Wörterbuchprojekt hat er rund fünf Jahre gearbeitet.

Im Gespräch mit der Luxemburger Zeitschrift Télécran erläutert Sieburg:

Im Grunde ähnelt die Luxemburger Situation der Schweiz. Auch dort ist die normale Alltagssprache nicht Schweizerhochdeutsch, sondern Schwyzerdütsch. Die Frage, ob gesprochen oder nur geschrieben, ist dabei eigentlich nicht ausschlaggebend. Wichtig ist, die landesspezifischen Eigenheiten zu dokumentieren und vor allem darauf hinzuweisen, dass die Abweichungen von der deutschen Sprache in Deutschland keine Fehler sind, sondern Normvarianten.

Wenn es in Österreich Erdäpfel statt Kartoffeln und in der Schweiz Gottenkind statt Patenkind und eben in Luxemburg Transport- oder Mobilitätsminister statt Verkehrsminister heißt, dann sind das natürlich alles korrekte Wörter der deutschen Sprache.

Unterschiede bestehen in den Fällen, wo in Luxemburg Wörter verwendet werden, die man in Deutschland nicht kennt wie etwa Passerelle, Kirchenfabrik oder bradieren. In anderen Fällen gibt es Unterschiede in der Bedeutung wie Atelier, Schöffe oder dezent. Das Wörterbuch hat hier den Sinn, Missverständnissen vorzubeugen.

In anderen Fällen sind die Unterschiede eher gering, aber eben doch vorhanden wie etwa in Aktualitätsstunde gegenüber Aktuelle Stunde, Musikant gegenüber Musiker oder Parteipräsident gegenüber Parteichef oder -vorsitzender. Hier besteht zwar nicht die Gefahr von Missverständnissen, aber die sprachlichen Konventionen sind eben anders.

Im Luxemburger Standarddeutsch hat sich die Mehrsprachigkeit des Großherzogtums als Bereicherung niedergeschlagen. Das gilt für Französismen wie Benevolat, Buvette oder Homologe. Aber auch aus dem Luxemburgischen gibt es Wortentlehnungen. Beispiel hierfür sind etwa Aulebäcker, Bannhüter oder Bongert. Das wirkt im besten Sinne europäisch und modern. Erkennbar ist Weltoffenheit, aber auch Eigenständigkeit.

Sieburg weist darauf hin, dass es zu den historischen Besonderheiten der deutschen Sprache gehört, dass sie von Anfang an regional unterschiedlich ausgeprägt war. Auch das mache ihren Reichtum aus. Die nach wie vor auch innerhalb Deutschlands bestehenden regionalen Varianten wie beispielsweise Samstag gegenüber Sonnabend, Rotkohl versus Blaukraut oder Schreiner versus Tischler eröffneten „Möglichkeiten stilistischer Variation“.

Bibliografische Angaben

  • Heinz Sieburg (2022): Luxemburger Standarddeutsch – Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in Luxemburg. Berlin: Dudenverlag. 208 Seiten, 18,00 Euro, ISBN 978-3-411-75680-3. Bei Amazon ansehen/bestellen.

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