Super RTL warnt vor Asterix: „rassistische, sexistische und diskriminierende Stereotype“

Obelix: Die spinnen bei Super RTL!
"Die spinnen bei Super RTL!" - Bild: Egmont Ehapa / Les Éditions Albert René

Auf Super RTL wird derzeit einmal pro Woche zur Primetime um 20:15 Uhr einer der bekannten Asterix-Zeichentrickfilme gezeigt, darunter Klassiker wie Asterix und Kleopatra oder Asterix bei den Briten. Die Filme entstanden auf Grundlage der Comic-Alben überwiegend in den 1970er bis 1990er Jahren.

Deshalb fühlt sich der Kindersender offenbar verpflichtet, vor Beginn jeder Ausstrahlung eine Texttafel einzublenden. Er tut dies bewusst und lässt sich dafür Zeit: Erst erscheint die Überschrift, dann der erste Absatz, nach einigen Sekunden der zweite und schließlich der dritte.

Ganz so, als ob sichergestellt werden soll, dass jeder den Hinweis nicht nur sieht, sondern auch liest und verinnerlicht.

Asterix: Triggerwarnung von Super RTL
Der Warnhinweis, der allen Asterix-Ausstrahlungen auf Super RTL vorangestellt wird. – Bildschirmfoto

INFO:

Der folgende Film ist ein Produkt seiner Zeit.
Er kann rassistische, sexistische und diskriminierende Stereotype darstellen.

Diese Stereotype waren damals falsch und sie sind auch heute noch falsch. Auch wenn das Folgende die Sicht und die Wertvorstellungen von SUPER RTL nicht wiedergibt, wird der Film so gezeigt, wie er ursprünglich entstanden ist.

Wir möchten anregen, aus den Inhalten zu lernen und darüber zu sprechen, um gemeinsam eine integrative, vielfältige Zukunft zu gestalten.

Auch Triggerwarnungen sind „ein Produkt ihrer Zeit“

Man fragt sich: Welcher Film ist denn kein „Produkt seiner Zeit“? Auch Triggerwarnungen sind ein Produkt ihrer Zeit.

Erstaunlich ist, dass in dem Hinweis nicht die für alle Asterix-Geschichten typische handgreifliche Gewalt angeprangert wird. In dem zuletzt gezeigten Zeichentrick-Film wurde jemand mit einem gezielten Hinkelsteinwurf wortwörtlich plattgemacht. Hier wäre ein Hinweis, das bitte nicht zu Hause nachzumachen, vielleicht angebracht gewesen.

Comics und Karikaturen leben von der Übertreibung

Es sind Panels wie das unten abgebildete, bei denen das Heer der Antidiskriminierungs-Beauftragten Schnappatmung bekommt. Die zeichnerische Darstellung ethnischer Minderheiten scheint den akademischen Tugendwächtern grundsätzlich ein Dorn im Auge zu sein.

Das gilt zum Beispiel auch für die Karikierung von Mexikanern als faul und ständig Siesta machend in Lucky-Luke-Comics. Dadurch würden „rassistische Stereotype“ verbreitet und zementiert.

Baba, Asterix-Band "Der Papyrus des Cäsar"
Als Beispiel für ein „rassistisches Stereotyp“ gelten die „wulstigen Lippen“ von Baba. Der numidische Pirat hat zudem einen Sprachfehler oder starken Akzent: Er kann kein „r“ aussprechen. – Aber: Auch der Bauch von Obelix ist übertrieben groß. Werden dadurch Adipöse diskriminiert? – Bild: Foto von UEPO.de (aus „Der Papyrus des Cäsar“, 2015)

Warum zeigt man die Filme, wenn man sie für problematisch hält?

Den Asterix-Machern wird unterstellt, „rassistische, sexistische und diskriminierende“ Stereotype produziert zu haben, die schon „damals falsch“ waren. Wer beurteilt das? Super RTL?

Warum kauft der Sender für viel Geld die Ausstrahlungsrechte, wenn er die Zeichentrickfilme für problematisch hält und diese „die Sicht und die Wertvorstellungen“ von Super RTL nicht wiedergeben? Die Antwort ist einfach: weil der kleine Kölner Nischensender mit den beliebten Streifen regelmäßig Rekord-Einschaltquoten erzielt. Die Werbepausen lassen sich teuer verkaufen.

Kein Ausrutscher, sondern Auswuchs einer Ideologie

Man könnte den Warnhinweis von Super RTL als bedauerlichen Ausrutscher einer humorlosen und übereifrigen Antidiskriminierungs-Beauftragten abtun. Aber ähnliche Hinweise finden sich zunehmend auch auf anderen Sendern wie dem Disney Channel, der als besonders „woke“ gilt.

Und so ist die Triggerwarnung bei Super RTL nur ein Symptom einer unseligen Entwicklung zur zunehmenden Politisierung und Ideologisierung aller Lebensbereiche, die das gesellschaftliche Klima nachhaltig vergiftet.

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Nachtrag Oktober 2023: Warnhinweis leicht umformuliert

Der Warnhinweis wurde inzwischen leicht überarbeitet. „Sexistisch“ wurde gestrichen, „Stereotype“ durch „Begriffe“ ersetzt und der Kindergarten-artige letzte Absatz („Wir möchten anregen, aus den Inhalten zu lernen …“) ist weggefallen. Der Hinweis lautet jetzt:

Information

Dieser Film ist ein Produkt seiner Zeit. Rassistische und diskriminierende Begriffe waren damals falsch und sie sind es noch heute. Auch wenn die Ausdrucksweise die Sicht und die Wertvorstellungen von RTL SUPER nicht wiedergeben, wird die Episode in diesem Fall so gezeigt, wie sie ursprünglich entstanden ist.

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Richard Schneider