Fremdsprachige Straßenschilder: In Saarbrücken steht seit fast 50 Jahren eines auf Georgisch

Tbilisser Platz, Straßenschild Georgisch
Vor dem Saarbrücker Staatstheater steht seit Jahrzehnten dieses Schild mit Zusatzbenennung in georgischer Sprache und Schrift. - Bild: Christoph Lange (CC BY 2.0)

Im Rahmen der aktuellen Diskussion um die auf Japanisch bzw. Arabisch beschrifteten Straßenschilder in Düsseldorf sei darauf hingewiesen, dass in Saarbrücken am Tbilisser Platz seit einem halben Jahrhundert ein besonders exotisch anmutendes Schild hängt – ebenfalls in einer Fremdsprache.

Es erinnert in georgischer Schrift an die im Jahr 1975 aufgenommene Städtepartnerschaft der saarländischen Landeshauptstadt mit Tiflis (in Landessprache „Tbilissi“), der Hauptstadt Georgiens.

Die Initiative zu einer der ersten den Eisernen Vorhang durchbrechenden Städtepartnerschaften ging von einem Saarbrücker Dirigenten aus, der Kontakte zu einem georgischen Orchester pflegte. Sie wurde vom jungen, aufstrebenden Oberbürgermeister Saarbrückens nach Kräften unterstützt und beworben. Der Lokalpolitiker, bei dem damals schon zu spüren war, dass er zu Höherem berufen ist, war Oskar Lafontaine.

Interessantes Detail am Rande: Offenbar ist das Schild zunächst auf Russisch mit den Buchstaben des kyrillischen Alphabets beschriftet worden, wie alte Fotos zeigen. Die Georgische Sozialistische Sowjetrepublik wurde im Westen als integraler Bestandteil der UdSSR wahrgenommen.

In Tiflis steht das Gegenstück zum Saarbrücker Straßenschild. Auch dort wurde ein Platz nach der Partnerstadt benannt. Bei der Beschriftung ist allerdings etwas schief gelaufen. Unter dem entsprechenden georgischen Schriftzug steht dort auf Denglisch „Saarbrücken Square“, wie auf Touristenfotos zu sehen ist. Korrekt hätte es „Saarbrücker Platz“ heißen müssen.

Abschließend noch ein landeskundlicher Hinweis zu Saarbrücken: Der Genitiv lautet „Saarbrücker“, wie etwa im Titel der Saarbrücker Zeitung, wo der Autor dieser Zeilen einst ein mehrmonatiges Praktikum absolviert hat. Auch die Einwohner heißen Saarbrücker – und unter keinen Umständen „Saarbrückener“. Wer das sagt – wie zuletzt wieder Journalisten, die über Wahlen im Saarland berichteten -, gibt zu erkennen, dass er keine Ahnung von Land und Leuten hat.

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Richard Schneider
(der als Student drei Jahre in Saarbrücken gelebt hat)

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