Nach langen Jahren des Überlegens und Abwägens haben die BDÜ-Landesverbände Rheinland-Pfalz und Hessen beschlossen, sich zusammenzuschließen. Erste Annäherungsgespräche fanden bereits 2019 statt.
Statt einer vereinsrechtlich komplexen Verschmelzung beider Verbände hat man sich auch in diesem Fall für den juristisch einfacheren Weg entschieden, einen Verband aufzulösen und den anderen umzubenennen, etwa in „BDÜ Südwest“.
Eine Entscheidung über den neuen, gemeinsamen Namen ist allerdings noch nicht gefallen. Vorschläge werden gerne entgegengenommen.
Vorbild BDÜ Ost und BDÜ Nord
Rheinland-Pfalz und Hessen folgen mit ihrem Schritt dem Beispiel der Landesverbände Sachsen-Anhalt und Thüringen, die sich 2018 bzw. 2024 mit dem LV Sachsen verbündet haben und seitdem gemeinsam als BDÜ Ost auftreten.
Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich auch im Nordwesten, allerdings im Schneckentempo über Jahrzehnte: Aus den Landesverbänden Bremen und Niedersachsen entstand 1998 der LV Bremen-Niedersachsen. Sehr viel später, nämlich erst 2015 übernahm dieser auch die 18 Jahre lang BDÜ-freien Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein.
Der hoch im Norden ehemals fest etablierte BDÜ-Landesverband „Hamburg und Schleswig-Holstein“ war Ende der 1990er Jahre aus dem Bundesverband ausgetreten und agiert heute als ADÜ Nord.
Nächste Kandidaten: Mecklenburg-Vorpommern und langfristig auch LV Saar
Falls sich nun auch die noch verbleibenden Kleinverbände in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland einem größeren Verbund anschließen würden, besäße der BDÜ eine tragfähige Regionalstruktur für die kommenden zehn bis zwanzig Jahre.
Während der LV Mecklenburg-Vorpommern mit deutlich unter 100 Mitgliedern heute schon in seiner Existenz gefährdet ist, war der LV Saar lange ein Sonderfall: Flächenmäßig winzig, profitierte der Verein von einem steten Zustrom neuer Mitglieder aus den traditionsreichen Übersetzer- und Dolmetscherstudiengängen an der Universität in Saarbrücken. Dadurch hatte der BDÜ im kleinsten Flächenland stets satt dreistellige Mitgliederzahlen und war erstaunlich vital. Seit es aber an der Universität des Saarlandes keine richtigen Übersetzerstudiengänge mehr gibt, schwindet auch dort der Nachwuchs.
Ein Anschluss an den neuen BDÜ Südwest steht im Moment nicht auf der Tagesordnung der Saarbrücker Jahresmitgliederversammlung im September. Einen solchen Schritt in den kommenden Jahren zumindest einmal anzudenken, wäre aber klug und voraussschauend.
Man sollte nicht immer warten, bis das Registergericht mit der Zwangsauflösung droht.
Die Gründe für das anhaltende Verbandssterben haben wir im Artikel zur Auflösung der ATICOM eingehend beleuchtet:
Richard Schneider