Rezeption japanischer Thomas-Mann-Übersetzungen am Beispiel der Novelle „Tonio Kröger“

Nicole Marion Mueller
Nicole Marion Mueller arbeitet als Senior Research Fellow am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) in Tokio. - Bild: privat

In ihrem Buch Japanische Thomas-Mann-Übersetzung zwischen Kulturheteronomie und Emanzipation – Tonio-Kröger-Retranslations im digitalen Topic Modeling untersucht Dr. Nicole Marion Mueller mit innovativen digitalen Methoden den japanischen Übersetzungspluralismus im 20. Jahrhundert.

Anhand der japanischen Übersetzungen von Manns Roman Tonio Kröger zeichnet sie die intensive Rezeption von Manns literarischem Werk in Japan nach und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die Wechselbeziehungen zwischen der Übersetzung und einer Vielzahl historischer Kontexte und Akteure – allen voran die elitäre Kyoyoshugi-Bewegung, die im japanischen Bildungssystem der Vorkriegszeit verwurzelt war.

Ohne Übersetzung keine Rezeption

Thomas Mann hat Japans Intellektuelle wie kaum ein anderer deutscher Autor geprägt. Manns Erzählwerke wie insbesondere Tonio Kröger wurden nicht nur im alten japanischen Bildungssystem intensiv rezipiert, sondern in der Folge auch in zweistelliger Anzahl ins Japanische übersetzt.

Diese bisher kaum wissenschaftlich aufgearbeitete Übersetzungsvielfalt, einschließlich der zuvor verborgenen Wechselwirkungen zwischen den Texten sowie der Zusammenhänge mit historischen Kontextfaktoren, wird von Mueller durch Implementierung eines auf digitalen Themenmodellen basierenden Mixed Methods-Ansatzes erstmalig erschlossen.

Mueller arbeitet am DIJ in Tokio

Nicole Marion Mueller hat an der MLU Halle-Wittenberg und der Keio Universität Tokyo im Doppelmaster „Japanische Sprache und Interkulturelle Japanstudien“ studiert und an der MLU Halle im Fachbereich Japanologie erfolgreich ihre Promotion mit dem Schwerpunkt digitale Übersetzungsanalyse abgeschlossen.

Seit Herbst 2023 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) in Tokio tätig, wo sie im Rahmen ihres Post Docs die digitale Transformation der japanischen Gegenwartsgesellschaft mit besonderem Augenmerk auf Future Imaginaries der Extended Reality untersucht.

Studie im Open Access verfügbar

Muellers Forschungsergebnisse sind bei J. B. Metzler in der Reihe „Digitale Literaturwissenschaft“ erschienen und im Open Access verfügbar.

Japanische Thomas-Mann-Übersetzung
Bild: J. B. Metzler

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PM idw