Atlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen – Von Nordfriesland bis nach Amazonien

Atlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen
Bild: DuMont

Der im Februar 2025 erschienene Atlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen stellt beispielhaft 50 gefährdete Sprachen vor: von Niedersorbisch und Baskisch in Europa, über das Comanche in Nordamerika, das Kayardild in Australien bis zum Mbugu in Afrika.

Darunter befinden sich Sprachen, in denen es eigene Wörter für feinste Geruchsunterscheidungen gibt oder die eine völlig andere Konzeption von Raum und Zeit haben.

Eigens gezeichnete Karten und Infografiken veranschaulichen, wo und in welchem Maß Sprachen gefährdet sind. Begleitende Essays zeigen eindrücklich die unterschiedlichen Gründe für das Sprachensterben auf, aber auch, was für ihren Erhalt getan werden kann.

Mit jeder Sprache, die von einer Gemeinschaft aufgegeben wird, geraten nicht nur einzigartige Lautsysteme und grammatikalische Besonderheiten in Vergessenheit. Es gehen auch Schätze an reichhaltigem Wissen und ein Teil unserer kulturellen Vielfalt verloren.

Atlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen
Bild: DuMont

Vieles bleibt Schätzung und Spekulation

Nach Angaben der Autoren Arnfrid Schenk und Stefan Schnell ist die Vielfalt der weltweit rund 7.000 Sprachen nach wie vor stark bedroht. Die Hälfte von ihnen könne bis zum Ende des 21. Jahrhunderts endgültig verstummt sein. Frühere, noch pessimistischere Prognosen, nach denen sogar bis zu 90 Prozent der Sprachen aussterben könnten, haben sich nach ihren Angaben aber nicht bestätigt.

Unklar bleibt für Außenstehende, warum die Zahl der Sprachen stets mit etwas mehr als 7.000 angegeben wird. Wenn – wie prognostiziert – in 75 Jahren 3.500 Sprachen aussterben werden, wären das 46 pro Jahr. In den vergangenen 50 Jahren, in denen bereits dieses Lied gesungen wird, hätten demnach schon 2.300 Sprachen verschwinden müssen. Dies ist jedoch offensichtlich nicht geschehen oder die Statistik wurde nicht aktualisiert. Denn schon vor 50 Jahren hieß es, es gebe weltweit rund 6.000 Sprachen.

Dass die Zahl der Sprachen zurückgeht, ist unbestritten und für jedermann offensichtlich. Bei den dazu präsentierten Zahlen und Vorhersagen beruht jedoch vieles auf Schätzungen und ist mit erheblichen Unwägbarkeiten verbunden.

Atlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen
Beispiele für bedrohte, stark bedrohte, sterbende und fast ausgestorbene Sprachen. – Bild: DuMont

Die Autoren

Arnfrid Schenk ist Redakteur im Ressort Wissen der Wochenzeitung Die Zeit. Er studierte Politik und Islamwissenschaften in Freiburg und absolvierte die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg.

PD Dr. Stefan Schnell ist Linguist und forscht am Institut für Vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität Zürich. Er befasst sich mit dem Vergleich menschlicher Sprachen, insbesondere solcher, die nur spärlich dokumentiert und häufig bedroht sind. Er hat selbst die ozeanische Sprache Vera’a von Vanua Lava (Nordvanuatu) dokumentiert und beschrieben.

Die Illustrationen stammen von Pia Bublies, die seit über 10 Jahren als freie Infografikerin und Illustratorin tätig ist.

Atlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen
Bild: DuMont
Atlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen
Bild: DuMont

Bibliografische Angaben

  • Arnfrid Schenk, Stefan Schnell (2025): Atlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen – Von Nordfriesland bis nach Amazonien. Köln: DuMont. Gebunden mit Strukturpapier, farbigem Vorsatz und Lesebändchen, 70 farbige Abbildungen, 50 Karten, 224 Seiten, 34,00 Euro, ISBN 978-3-7558-2005-5. Bei Amazon bestellen.

Buchvorstellung in Köln

Schnell und Schenk stellen ihren Atlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen am 30. März 2025 in Köln vor. Der Eintritt von 5 Euro kommt der Gesellschaft für bedrohte Sprachen zugute.

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Richard Schneider

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