
Eine kaum für möglich gehaltene Renaissance der Muttersprachen bot das Finale des Eurovision Song Contest 2025 in Basel. Von 26 Teilnehmerländern sangen sage und schreibe 19 in ihrer Muttersprache, sogar die Deutschen.
Nur 7 Länder trugen ihre Liedtexte in einer Fremdsprache vor: Norwegen, Dänemark, Österreich, Armenien, Israel (jeweils Englisch), die Niederlande (Französisch) und Estland (Italienisch).
Sprachensterben und Trend zur Einheitssprache schien lange unumkehrbar
Von der in Basel anzutreffenden Sprachenvielfalt hätten auch die optimistischsten Sprachenfreunde vor Jahren noch nicht zu träumen gewagt. Der Unterschied zu früheren Durchgängen des Wettbewerbs fällt krass aus, wie ein Vergleich mit der Statistik des Jahres 2017 zeigt: In Kiew sangen damals 21 von 26 Ländern auf Englisch, obwohl das Motto „Celebrate Diversity!“ lautete.
Der Weg zu einem monolingualen Einheitsbrei schien damit vorgezeichnet. Doch das Sprachensterben setzte sich in den Folgejahren nicht weiter fort und allmählich war gar eine Trendumkehr zu beobachten.
Im Jahr 2025 sangen schließlich lediglich 7 Länder auf Englisch, darunter 2, bei denen Englisch Landessprache ist (Großbritannien, Malta). Damit haben sich also nur 5 von 26 Ländern entschieden, die eigene Sprache gegen Englisch einzutauschen.
Neben Englisch auch Französisch, Italienisch, Finnisch, Deutsch als Fremdsprachen
Kurios: Die Niederlande sangen auf Französisch und Estland auf Italienisch – jeweils mit englischen Einsprengseln. Die Schweden hatten in ihren Liedtext zwei finnische Zeilen geschmuggelt. Und der Titel des finnischen Beitrags war mit „Ich komme“ nicht nur zweideutig, sondern auch eindeutig Deutsch, obwohl alle Strophen auf Finnisch vorgetragen wurden.
Gewonnen hat übrigens der englischsprachige Beitrag Österreichs: „Wasted Love“, vorgetragen von JJ.

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Richard Schneider