Dolmetschen, Kommunikation und Sprache in Kriegszeiten

Dolmetschen in Kriegszeiten
Kriege werden auch auf sprachlicher Ebene ausgetragen, die Kriegsparteien sprechen in der Regel verschiedene Sprachen.

In den letzten Jahren ist das wissenschaftliche Interesse an der Rolle von Sprachmittlern, Dolmetschern und Übersetzern in Kriegssituationen gestiegen.

Im Wissenschaftsverlag Palgrave Macmillan ist soeben ein Sammelband mit dem Titel Communication, Interpreting and Language in Wartime: Historical and Contemporary Perspectives erschienen. In zwölf Aufsätzen werden die sprachlichen und kommunikativen Dimensionen des Krieges beleuchtet.

Kriege sind in der Regel mehrsprachig und müssen auch als sprachliche Konflikte verstanden werden. Militärische Auseinandersetzungen bringen unweigerlich Sprecher verschiedener Sprachen zusammen. Eine funktionierende zwischensprachliche Kommunikation kann für die Kriegsführung sogar von entscheidender Bedeutung sein.

Symposium zum Thema „Sprache in Kriegs- und Konfliktzeiten“ in Canberra

Ende 2017 fand an der Australian National University in Canberra ein Symposium zum Thema „Sprache in Kriegs- und Konfliktzeiten“ statt. Es führte Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zusammen, die sich auch methodisch unterschiedlich mit dem Thema auseinandersetzten.

Der jetzt erschienene Sammelband und das Begleitbuch Expressions of War in Australia and the Pacific: Language, Trauma, Memory and Official Discourse basieren im Wesentlichen auf den im Symposium behandelten Themen und Arbeiten.

Dolmetschen in KriegszeitenDas Buch soll dazu beitragen, das Wissen über die Arbeit und die Erfahrungen von Übersetzern und Dolmetschern sowohl in Konfliktgebieten als auch in den oft folgenden Kriegsverbrecherprozessen zu erweitern. Neben den eigentlichen sprachmittelnden Vorgängen wird aber auch die komplexe Natur der interkulturellen Kommunikation in Kriegsgebieten analysiert. Es wird versucht, einen multidisziplinären Zugang zu den Themen zu finden.

Das breite Spektrum der in diesem Band behandelten Fragen soll Wissenschaftler und Praktiker gleichermaßen ansprechen, insbesondere in den Bereichen Übersetzen und Dolmetschen, Konfliktforschung und Militärgeschichte. Darüber hinaus könnte die Lektüre auch für politische Entscheidungsträger von Nutzen sein.

Inhaltsverzeichnis

  • Amanda Laugesen (et al.): Introduction: Understanding Communication, Interpreting, and Language in Wartime
  • Amanda Laugesen: Cross-Cultural Communication and the Experiences of Australian Soldiers During the First World War
  • Richard Gehrmann: Unfamiliar Allies: Australian Cross-Cultural Communication in Afghanistan and Iraq During the War on Terror
  • Jennifer Joan Baldwin: The Implications of War for the Teaching of Japanese Language in Australian Universities, 1917–1945
  • Yavar Dehghani: Effectiveness of Intensive Courses in Teaching War Zone Languages
  • Jasmin Gabel: The Challenge of Strategic Communication in Multinational Military Operations: Approaches by the United States and Germany in the ISAF
  • Oleg Beyda: ‘Rediscovering Homeland’: Russian Interpreters in the Wehrmacht, 1941–1943
  • Georgina Fitzpatrick: Interpreters at Australia’s War-Crimes Trials, 1945–1951: From ‘Ready-Mades’ to ‘Happenchancers’
  • Ludmila Stern: Interpreting the ‘Language of War’ in War-Crimes Trials
  • Matt Grant: Working with Australian Defence Force Interpreters in Timor 1999 and Aceh 2005: Reflections Drawn from Personal Experience
  • Ali Albakaa: Risk Perception and Its Management: Lessons from Iraqi Linguistic Mediators for the Australian Defence Force in the Iraq War (2003–2009)
  • Richard Gehrmann (et al.): Conclusion: Cross-Cultural Communication and Language in Wartime: Reflections and Future Directions

Über die Herausgeber

Amanda Laugesen ist Leiterin des Australian National Dictionary Centre an der Australian National University. Sie hat bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter Furphies and Whizz-bangs: Anzac Slang from the Great War (2015) sowie Taking Books to the World: American Publishers and the Cultural Cold War (2017).

Richard Gehrmann ist Senior Lecturer im Studiengang International Studies an der University of Southern Queensland, Australien. Er publiziert zu den Themen Krieg und Gesellschaft und ist Co-Autor von Memory and the Wars on Terror: Australian and British Perspectives (2017).

Bibliografische Angaben

  • Amanda Laugesen, Richard Gehrmann (2020): Communication, Interpreting and Language in Wartime: Historical and Contemporary Perspectives. London, New York, Melbourne: Palgrave Macmillan. 269 Seiten, Buch: 107,47 Euro, Kindle-Version 74,89 Euro, ISBN 978-3-030-27037-7. Bei der elektronischen Version ist es sogar möglich, nur einzelne Aufsätze zu kaufen. Auf Amazon ansehen/bestellen.

Richard Schneider