Sprachpanscher 2022: VDS verleiht Ulrike Lembke Negativauszeichnung für Gender-Gutachten

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Bild: Peggy und Marco Lachmann-Anke / Pixabay

In den Medien gab es für das Gutachten viel Häme, jetzt kommt noch der Titel „Sprachpanscher 2022“ dazu. Im Dezember 2021 veröffentlichte Prof. Dr. Ulrike Lembke von der Humboldt-Universität Berlin zusammen mit der Stadt Hannover ein Gutachten zum Gendern, das die Stadt in Auftrag gegeben hatte.

Dass Lembke als Juristin die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ darin als verfassungswidrig einstufte, verblüffte nicht nur die Medien, sondern auch viele ihrer Kollegen. „Das war ein lupenreines Gefälligkeitsgutachten, mit dem sich die Stadt Hannover selbst auf die Schulter klopfen konnte“, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache (VDS).

Die Rechtfertigung des Gendersternchens mit Scheinargumenten ging so weit, dass behauptet wurde, Gerichte würden regelmäßig gegen das Grundgesetz urteilen, wenn sie die sprachliche Gleichstellung der Geschlechter missachteten. Das Grundgesetz gebiete geradezu die Gendersprache.

„Aus dem Grundgesetz eine Verpflichtung zum Gendern herauszulesen, ist völlig absurd,“ so Krämer. „Das Grundgesetz richtet sich explizit an alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht oder anderen Unterscheidungsmerkmalen. Das Gutachten zementiert vielmehr die Ausgrenzung aller Menschen, die auf eine verständliche Sprache angewiesen sind. Inklusion sieht anders aus.“

Wahlberechtigt waren die rund 36.000 Vereinsmitglieder. 38 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen auf Lembke.

Ulrike Lembke ist Professorin für „Öffentliches Recht und Geschlechterstudien“ sowie Mitglied des „Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien“ an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Leiterin der Humboldt Law Clinic Grund- und Menschenrechte. Seit März 2020 ist sie für eine Amtszeit von sieben Jahren Richterin des Verfassungsgerichtshofes des Landes Berlin.

Platz 2: Karl Lauterbach wegen übermäßiger Anglizismenverwendung

Direkt dahinter auf Platz 2 landete Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (22 % der Stimmen). In Fortführung seines Vorgängers „wurde er nicht müde, mit englischen Begriffen um sich zu werfen“, so der VDS. So unterstützte er mehrere „Repurposing Studies“, entwickelte eine „Tracing App“, verfügte eine „Coronavirus-Surveillanceverordnung“, rief eine „Booster-Kampagne“ aus und sagte den „Freedom Day“ ab. Nach Ansicht des Vereins wäre es sinnvoller gewesen, in einer für alle verständlichen Sprache zu kommunizieren.

Platz 3 bis 5: Kretschmann, Kienbaum und Horn

Auf den weiteren Plätzen landeten Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann („Willkommen in the Länd”), die Kienbaum Consultants International GmbH („People Convention“, „People Sustainability“) sowie der Oberbürgermeister der Stadt Freiburg, Martin Horn (Stellenausschreibungen nur in weiblicher Form).

Der VDS zeichnet seit 25 Jahren Institutionen oder Personen mit dem Negativ-Preis „Sprachpanscher“ aus, die nach Ansicht des Vereins besonders schlampig und missachtend mit der deutschen Sprache umgegangen sind.

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