Morgen beginnen Olympische Spiele in Beijing – auch für Übersetzer und Dolmetscher ein Großereignis

Die morgen beginnenden Olympischen Spiele sind auch für Übersetzer und Dolmetscher ein Großereignis. Am vergangenen Sonntag fand im Gymnastikzentrum Beijing eine Generalprobe für die Simultandolmetscher statt. In zwei simulierten Pressekonferenzen wurde in und aus dem Englischen, Russischen, Deutschen, Spanischen, Italienischen, Japanischen und Rumänischen gedolmetscht. Die chinesische Presseagentur Xinhua merkt an, dass dies viel besser geklappt habe als bei den vor ein paar Monaten veranstalteten Testspielen.

Bei den offiziellen Pressekonferenzen in Beijing sollen maximal vier Sprachen angeboten werden: Chinesisch, Englisch und zwei weitere Sprachen, die von der Nationalität der Medaillenträger abhängen.

Neben zahlreichen Berufsdolmetschern kommt, wie bei internationalen Sportereignissen üblich, auch eine Armee von Freiwilligen zum Einsatz. Der Student Li Shuangcheng schreibt dazu in einem Tagebuch bei german.china.org.cn:

„Ich bin jetzt Student an der Fremdsprachenuniversität Beijing. Mein Hauptfach ist Germanistik und habe schon 3 Jahre Deutsch gelernt. […] In den kommenden Olympischen Spielen 2008 werde ich als Freiwilliger in der Abteilung des Fremdsprachendiensts der Sporthalle der Universität für Landwirtschaft Chinas arbeiten. […] In unserer Abteilung gibt es insgesamt 33 Freiwillige, die Dolmetschdienst für 11 Fremdsprachen leisten können. Unsere Hauptaufgabe ist, eine Kommunikationsbrücke zwischen den Chinesen und den Ausländern aufzubauen. Zum Beispiel, wir dolmetschen für die Journalisten, damit sie die Sportler interviewen können. Und wenn die Ausländischen Zuschauer in unserer Sporthalle irgendwelche Fragen oder Wünsche haben, stehen wir ihnen immer zur Verfügung. Ich bin natürlich zuständig für die deutschsprachigen Angelegenheiten, und ich habe noch eine Kollegin aus der Deutschabteilung der Beijing-Universität.“

Die Bietigheimer Zeitung stellt den Helfer Wang Tao (22) vor, der seit zwei Jahren Spanisch an der zweiten Beijinger Fremdsprachen-Universität lernt. Er darf bei der Eröffnungsfeier im Nationalstadion dabei sein, das von allen nur „Vogelnest“ genannt wird. Von der Feier wird er allerdings nichts mitbekommen, da er sich mit anderen Freiwilligen in einem Nebenzimmer ohne Fernseher für Dolmetscheinsätze bereithalten muss. An den übrigen Tagen wird er einer argentinischen Mannschaft als Dolmetscher zur Verfügung stehen. Er war bereits dabei, als die Sportler und Funktionäre aus Südamerika am Flughafen abgeholt wurden. Die chinesischen Offiziellen haben den Helfern eingeschärft, zurückhaltend zu agieren und nicht aktiv auf ausländische Sportler zuzugehen. „Unsere Chefs meinen, dass die westlichen Medien und die Sportler sonst denken, wir sind Spione. Dabei sind wir doch nur Studenten und möchten etwas lernen“, sagt Wang Tao.

Den Auftrag für die Übersetzung der offiziellen Mitteilungen auf der Website des Chinesischen Olympischen Komitees (www.olympic.cn) konnte das Übersetzungsbüro TRANSN Information Technology Co. Ltd. (传神) ergattern (http://en.transn.com). Transn wurde erst 2005 gegründet, gehört mit 50 Angestellten und 20.000 freien Mitarbeitern aber bereits zu den größten Übersetzungsbüros in China. Im Jahr 2007 wurden nach eigenen Angaben 2.976 Übersetzungsaufträge mit insgesamt mehr als 68 Mio. Wörtern abgewickelt.