Das New Yorker Unternehmen Smartling Inc., das eine Web-gestützte Software für die Übersetzung von Websites und Apps entwickelt hat, erhält weitere 25 Mio. US-Dollar an Risikokapital. Die neue Finanzierungsrunde wird hauptsächlich von Iconiq Capital Partners geschultert, aber auch alle bisherigen Finanziers schießen noch einmal frisches Geld zu.
Damit hat Smartling, das 2009 gegründet wurde, bislang insgesamt 63,1 Mio. US-Dollar erhalten, ohne offenbar auch nur jemals einen einzigen Cent Gewinn erwirtschaftet zu haben. Uepo.de wollte es genauer wissen und schickte folgende durchaus ernst gemeinte Anfrage an den offiziellen Twitter-Account von Smartling:
Wir haben darauf weder vom offiziellen Smartling-Account noch von Nataly Kelly eine Antwort erhalten. Und das, obwohl Kelly (Vice President of Marketing bei Smartling) sonst nicht gerade auf den Mund gefallen ist und 5 bis 10 Tweets pro Tag absetzt.
Mit der neuen Finanzspritze will Smartling die Bereiche Vertrieb und Marketing noch stärker ausbauen. Außerdem sollen weitere Vertriebsbüros außerhalb der USA eingerichtet werden.
Smartling ist kein Übersetzungsbüro
Smartling versteht sich als Technologieanbieter und möchte sich aus der Organisation von Übersetzungsarbeiten am liebsten ganz heraushalten. Man hofft, dass sich möglichst viele Unternehmen, die häufig digitale Inhalte zu übersetzen haben, für die Smartling-Lösung entscheiden und dann dauerhaft daran gebunden sind.
Smartling stellt dabei nur die Plattform als „Software as a Service“ (SaaS) zur Verfügung. Die eigentliche Übersetzungsarbeit kann von jedem beliebigen Einzelübersetzer oder Übersetzungsbüro übernommen werden. Allerdings müssen diese dann online innerhalb der Smartling-Plattform arbeiten. Sämtliche Dateien und Terminologiebestände verbleiben beim Auftraggeber.
Diese Arbeitsweise ist nicht neu und hat unbestrittene Vorteile, ist in der Branche aber nicht sonderlich beliebt und bei nicht wenigen Einzelübersetzern regelrecht verhasst – und das nicht nur bei langsamer Internet-Anbindung.
Börsengang geplant, wenn 100 Mio. Dollar Jahresumsatz erreicht sind
Laut Fortune arbeitet das Unternehmen auf einen Börsengang hin, der eingeleitet werden soll, sobald die Umsatzmarke von 100 Millionen US-Dollar geknackt ist. Welchen Umsatz Smartling im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftet hat, wollte die Geschäftsführung gegenüber der Wirtschaftszeitschrift nicht verraten.
Hype erzeugen, um Unternehmenswert zu steigern
Für den Börsengang oder einen Verkauf des Unternehmens („Exit“ der Kapitalgeber) muss weiterhin kräftig die Werbetrommel gerührt und das Produkt auf sämtlichen Branchenkonferenzen vorgestellt werden.
Besonderes Augenmerk richtet Smartling auf das Social Media Marketing. Vor allem auf Twitter platziert das Unternehmen über verschiedene Personen täglich mehrere mehr oder weniger relevante Meldungen, um im Gespräch zu bleiben.
Für Firmengründer Jack Welde ist Smartling wahrscheinlich nur ein Abenteuer auf Zeit
Gründer und CEO von Smartling ist Jack Welde, der einen BS in Computer Science Engineering und einen Master of Business Administration (MBA) besitzt. Er war bereits in vielen verschiedenen Branchen tätig und versteht sich als Unternehmer und klassischer „Macher“. In seinem LinkedIn-Profil steht, er sei „skilled in getting things done”.
Seine beiden letzten Stationen waren der Online-Musikdienst eMusic.com (2008-2009) und SheSpeaks.com (2007-2008). SheSpeaks ist eine Plattform mit Testberichten, über die Produkte für Frauen vermarktet werden. Zuvor war er unter anderem (teils als Mitgründer) für RunTime Technologies, Trio Development und Lyrrus tätig. Von 1992 bis 2001 war er Pilot in der US Air Force und unter anderem in Kaiserslautern stationiert.
Weldes Arbeit bei und für Smartling dürfte mit einem Börsengang oder Verkauf enden. Seriengründer und -unternehmer wie er suchen sich anschließend üblicherweise ein neues Projekt, mit dem sie ein noch größeres Rad drehen können.
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[Text: Richard Schneider. Quelle: Pressemitteilung Smartling, 2014-05-22; Fortune/CNN, 2014-05-21; Wall Street Journal, 2014-05-21. Bild: Smartling.]