Die schweizerische Bundesverwaltung beschäftigt 414 angestellte Übersetzer. Darüber hinaus werden pro Jahr für rund 12,5 Millionen Franken (11,5 Mio. Euro) Aufträge an externe Übersetzer vergeben. Das geht aus einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung hervor, der die Sprach- und Übersetzungspraxis im Berner Bundeshaus beleuchtet. Dort haben die Regierung und das Parlament der Schweizerischen Eidgenossenschaft ihren Sitz.
Die Debatten im Nationalrat werden simultan gedolmetscht. Dazu schreibt die Zeitung:
Dafür stehen während der Sessionen neun Übersetzer zur Verfügung, jeweils drei in jeder Amtssprache, die sich im Rhythmus von 30 bis 45 Minuten abwechseln. […] Im Ständerat gibt es hingegen keine Übersetzungen. […] In beiden Kammern werden die von Ratsmitgliedern zu Gesetzesvorlagen eingereichten Anträge in deutscher und französischer Sprache ausgeteilt. Unterlagen wie Gesetzestexte, bundesrätliche Botschaften oder Vorstösse liegen den Parlamentariern ohnehin in allen drei Amtssprachen vor.
Durch die Überzahl und Dominanz der deutschsprachigen Kantone ergeben sich allerdings Schwierigkeiten für die Vertreter der kleineren Sprachen Französisch und Italienisch. Laut Ständerat Didier Berberat könne ein Deutschschweizer auch mit dürftigen Französischkenntnissen im Parlament „überleben“. Ein Romand oder Tessiner ohne Deutschkenntnisse sei unter der Bundeshauskuppel hingegen „rasch verloren“.
Dennoch fällt sein Fazit positiv aus: „Im Grossen und Ganzen funktioniert das System sehr gut.“ Trotz der drei Amtssprachen laufe es „besser als anderswo“, so Berberat. Das sei ein „Schweizer Wunder“.
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- 2016-07-28 (Neue Zürcher Zeitung): Mehrsprachigkeit: Radebrechen unter der Bundeshauskuppel
[Text: Richard Schneider. Quelle: NZZ, 2016-07-28. Bild: Dodo von den Bergen, Lizenz: CC BY 2.0.]