Aachener Vertrag: Förderung der Partnersprache, Zweisprachigkeit in Grenzregionen

Deutschland und Frankreich
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Aachener Vertrag
Macron und Merkel unterzeichneten den Vertrag von Aachen im Rathaus der Stadt. – Bild: Andreas Herrmann / Stadt Aachen

Genau 56 Jahre nach Unterzeichnung des Élysée-Vertrags hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeinsam mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und den Außenministern beider Länder am 22.01.2019 in Aachen den „Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit und Integration“ unterzeichnet. Die offiziellen Kurzformen lauten „Vertrag von Aachen“ bzw. „Traité d’Aix-la-Chapelle“, die Medien sprechen vom „Aachener Vertrag“.

Das Abkommen steht laut Pressemitteilung des Kanzleramts „für die feste Absicht der beiden Länder, die historisch gewachsene Verbindung zwischen Frankreich und Deutschland noch enger zu fassen, weiter auszudifferenzieren sowie auf neue Herausforderungen auszurichten und für die Zukunft zu wappnen“. Im Zentrum stehe das Ziel, Sicherheit und Wohlstand der Bürger zu fördern und einen gemeinsamen Beitrag für ein starkes und handlungsfähiges Europa zu leisten.

Das 16-seitige Vertragswerk mit 28 Artikeln macht unter anderem auch Aussagen zur Sprachenpolitik beider Länder (Hervorhebungen von UEPO.de):

Artikel 10:

Beide Staaten führen ihre Bildungssysteme durch die Förderung des Erwerbs der Partnersprache, durch die Entwicklung von mit ihrer verfassungsmäßigen Ordnung in Einklang stehenden Strategien zur Erhöhung der Zahl der Schülerinnen, Schüler und Studierenden, die die Partnersprache erlernen, durch die Förderung der gegenseitigen Anerkennung von Schulabschlüssen sowie durch die Schaffung deutsch-französischer Exzellenzinstrumente für Forschung, Ausbildung und Berufsbildung sowie integrierter deutsch-französischer dualer Studiengänge enger zusammen.

Artikel 15:

Beide Staaten sind dem Ziel der Zweisprachigkeit in den Grenzregionen verpflichtet und unterstützen die dortigen Stellen dabei, geeignete Strategien zu entwickeln und umzusetzen.

Deutsch in Frankreich abgeschlagen – Französisch in Deutschland stark unter Druck

Fördermaßnahmen scheinen dringend geboten, denn der seit Jahrzehnten zu beobachtende Trend im Sprachlernverhalten der Schüler lässt Freunde der deutsch-französischen Zusammenarbeit verzweifeln.

Die Situation in Frankreich: 99 Prozent der Schüler in der Sekundarstufe lernen Englisch, 46 Prozent Spanisch und nur noch 15 Prozent Deutsch (2014) – Tendenz fallend. Zum Vergleich: Im Jahr 1953 lernten in Frankreich noch mehr als die Hälfte aller Schüler Deutsch (53 Prozent).

In Deutschland ist die Zahl der Französisch-Lerner in den Schulen ebenfalls seit Jahrzehnten rückläufig. 2012 lag sie aber immerhin noch bei 26,3 Prozent. Vor allem das Spanische hat in Deutschland dem Französischen inzwischen den Rang abgelaufen. Es wird in billigen Urlaubsländern gesprochen und ist für Jugendliche unmittelbar anwendbar und von Nutzen.

Bei Begegnungen deutscher und französischer Schüler wird schon seit Langem in der Regel Englisch gesprochen.

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[Text: Richard Schneider.]