IALT Leipzig will durch Instituts-übergreifende Kooperationen Russisch erhalten

Flur im IALT
Bald keine Russisch-Studenten mehr auf den Fluren des IALT Leipzig? - Bild: Uni Leipzig

Auch die Leipziger Volkszeitung hat nun das Thema der drohenden Schließung des Sprachschwerpunkts Russisch am IALT der Universität Leipzig aufgegriffen. Unter der Überschrift „Stellenstreichungen: Keine Russisch-Dolmetscher mehr? Ausbildung an der Uni Leipzig vor dem Aus“ wird die aktuelle Situation geschildert.

Zusätzlich zu den auf UEPO.de bereits dargelegten Fakten erfahren die Leser, dass die Entwicklung in der russischen Presse als „handfester Skandal“ bezeichnet wird. Darüber hinaus hat jetzt auch die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig ihrer Sorge Ausdruck verliehen:

„Außenwirtschaftlich aktive Unternehmen sind auf gut ausgebildete Dolmetscher angewiesen“, sagte deren Präsident Kristian Kirpal. Die ostdeutsche Wirtschaft […] pflege traditionell enge Verbindungen zum russischen Markt, aber auch zur Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. „Russisch ist dort nach wie vor die beherrschende Sprache im Wirtschaftsverkehr. Die Schließung der Ausbildungsstätte für Russisch-Dolmetscher und -Übersetzer an der Universität Leipzig wäre deshalb sehr bedauerlich“, so Kirpal.

Schleichender Stellenabbau durch Sparvorgaben aus dem Jahr 2010

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde das Angebot am IALT in den letzten Jahren bereits ausgedünnt. Am Institut selbst werden zurzeit vier Sprachen angeboten. Fiele Russisch weg, wären es nur noch drei. Über Kooperationen mit anderen Studiengängen können auch Tschechisch und Arabisch studiert werden. Zum Vergleich: In Germersheim können elf Sprachen studiert werden.

Die Sparbeschlüsse der Landesregierung aus dem Jahr 2010 sind sozialverträglich so umgesetzt worden, dass die Stellen von in den Ruhestand gehenden Mitarbeitern nicht wieder besetzt wurden. Dadurch ist nun auch der Sprachschwerpunkt Russisch betroffen.

Der geschäftsführende Direktor des Instituts, Prof. Dr. Oliver Czulo, weist darauf hin, dass man wegen der „knappen Finanzausstattung“ gegenüber anderen Ausbildungsstätten der Branche wie der Uni Heidelberg, dem FTSK Germersheim oder dem SDI München zumindest für die Sprache Russisch „kaum noch konkurrenzfähig“ sei.

Die Institutsleitung bemühe sich aber, eine völlige Einstellung des Russisch-Angebots durch Kooperationen mit Fachrichtungen wie West- und Ostslawistik, Orientalisitk und anderen zu vermeiden.

Ministerium will sich in Umgestaltung nicht einmischen

Das für die Hochschulen zuständige sächsische Wissenschaftsministerium verweist laut Leipziger Volkszeitung auf die schon 2010 von der Landesregierung beschlossenen Sparmaßnahmen und will sich in deren konkrete Umsetzung nicht einmischen. Dies sei Aufgabe der Universität.

Rektorat: Es gibt keinen Beschluss, Russisch zu streichen

Der Sprecher des Rektorats erklärt, dass die Uni seit 2010 bereits gut 100 Stellen abgebaut habe. Diesen „schmerzlichen Verlust“ werde man, „wenn da nicht nachgesteuert wird“, in den nächsten Jahren auch an anderen Stellen spüren können.

Durch den Stellenabbau sei nun auch die russische Sprache am IALT in Gefahr. Es habe aber „niemand beschlossen, den Russisch-Schwerpunkt in dieser Ausbildung zu streichen“.

Dass man den Prozess des Stellenabbaus nicht einfach so weiterlaufen lassen kann, scheint allen Beteiligten klar zu sein. Angestrebt wird eine zukunftsfähige Umgestaltung des Lehrangebots, zu der seit Längerem bereits im Hintergrund Gespräche laufen. Im Artikel ist von einem „geordneten Übergang zum neuen IALT“ die Rede.

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[Text: Richard Schneider. Quelle: Leipziger Volkszeitung, 2019-02-28.]