Österreichische Berufsverbände fordern Unterstützung für Dolmetscher und Übersetzer

Translationsplattform Österreich
Sechs österreichische Berufsverbände für das Dolmetschen und Übersetzen kooperieren über die so genannte Translationsplattform. - Bild: UEPO

Der mit mehr als 800 Mitgliedern größte österreichische Übersetzer- und Dolmetscherverband UNIVERSITAS Austria hatte sich am 11. März 2020 bereits an die Regierung gewandt und gefordert, bei den geplanten konjunktur-, steuer- und sozialpolitischen Förderprogrammen auch die Selbstständigen zu berücksichtigen.

Einen Tag zuvor hatte die österreichische Bundesregierung zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie massive Einschränkungen des wirtschaftlichen Lebens angeordnet, die auch selbstständige Dolmetscher und Übersetzer hart treffen. Unter anderem wurden Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als 100 Teilnehmern grundsätzlich untersagt. Dies führt zwangläufig zur Absage praktisch aller internationalen Tagungen, Konferenzen und Kongresse.

Wie der Verband ausführte, entfalle durch die behördlich angeordneten Veranstaltungsbeschränkungen der Anspruch auf Stornogebühren. Und auch bei Übersetzungsaufträgen sei angesichts einer drohenden Rezession mittel- bis längerfristig mit einem Rückgang der der Aufträge und Einnahmen zu rechnen.

Am 16. März 2020 wurde dieser Appell erneuert und durch die Unterstützung von fünf weiteren Verbänden der Sprachmittlerbranche untermauert. Die sechs in der Translationsplattform zusammenarbeitenden Organisationen haben die nachfolgende Erklärung veröffentlicht.

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Coronavirus: Österreichische Berufsverbände fordern Unterstützung für selbständige Dolmetscher und Übersetzer

Im Zuge der rasanten weltweiten Ausbreitung des Coronavirus und der zur Eindämmung unternommenen staatlichen Maßnahmen – die wir selbstverständlich unterstützen – nehmen die gravierenden Auswirkungen auf die nationale und internationale Wirtschaft Tag für Tag zu.

Die ab 10. März von der österreichischen Bundesregierung verhängten massiven Einschränkungen des wirtschaftlichen Lebens treffen selbstständige und freiberuflich tätige DolmetscherInnen und ÜbersetzerInnen besonders hart.

Während bereits zuvor zahlreiche Konferenzen, Messen, Dienstreisen und andere Veranstaltungen abgesagt wurden, wodurch viele DolmetscherInnen nicht zum Einsatz kommen, sind nun sämtliche Veranstaltungen behördlich untersagt, das öffentliche Leben ist weitgehend eingeschränkt.

Die Kongress- und Veranstaltungsbranche als zentrale Einkommensquelle für selbständige DolmetscherInnen fällt somit voraussichtlich für Wochen, wenn nicht Monate völlig aus.

Durch die Einschränkungen im Justiz- und Bildungsbereich ist auch für Gerichts-, Gebärdensprach- und SchriftdolmetscherInnen der Arbeitsmarkt eingebrochen.

Auch bei Übersetzungsaufträgen ist angesichts einer drohenden Rezession mittel- bis längerfristig mit Rückgängen zu rechnen. Insgesamt droht für viele in unserer Branche eine existenzgefährdende Situation.

Für größere Unternehmen und deren MitarbeiterInnen vorgesehene Unterstützungsmaßnahmen wie etwa Kurzarbeit greifen in der Dolmetsch- und Übersetzungsbranche, die sich vorwiegend aus Einpersonenunternehmen und Selbständigen zusammensetzt, vielfach nicht.

Vor diesem Hintergrund fordern die in der Translationsplattform zusammengeschlossenen österreichischen Berufsverbände im Bereich Dolmetschen und Übersetzen,

  • AIIC Österreich (Internationaler Verband der KonferenzdolmetscherInnen – Region Österreich),
  • IG Übersetzerinnen Übersetzer (Interessengemeinschaft von Übersetzerinnen und Übersetzern literarischer und wissenschaftlicher Werke),
  • ÖGSDV (Österreichischer Gebärdensprach-DolmetscherInnen- und -ÜbersetzerInnen-Verband),
  • ÖSDV (Österreichischer SchriftdolmetscherInnen-Verband),
  • ÖVGD (Österreichischer Verband der allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Dolmetscher) und
  • UNIVERSITAS Austria (Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen),

die Regierung und alle weiteren öffentlichen EntscheidungsträgerInnen auf, bei den nun zu treffenden konjunktur-, steuer- und sozialpolitischen Förderprogrammen auch selbstständige und freiberufliche DolmetscherInnen und ÜbersetzerInnen gezielt zu berücksichtigen.

Wir schließen uns damit dem gemeinsamen Appell des Weltdachverbands FIT (Fédération Internationale des Traducteurs), des Internationalen Verbands der KonferenzdolmetscherInnen (AIIC) und des Weltverbands der GebärdensprachdolmetscherInnen (WASLI) vom 6. März 2020 an.

Mag. Denise Tschager, AIIC Österreich
Mag. Brigitte Rapp, MA, IG Übersetzerinnen Übersetzer
Drs. Sandra Calame, für den Leitungskreis des ÖGSDV
Mag. Daniela Eichmeyer-Hell, MA, ÖSDV
Dr. Andrea Bernardini, ÖVGD
Mag. Dagmar Jenner, MA, UNIVERSITAS Austria

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