Leipziger Buchmesse 2022 findet wegen zahlreicher Absagen von Ausstellern nicht statt

Leipziger Buchmesse 2022 abgesagt
Die Leipziger Buchmesse wurde zum dritten Mal in Folge abgesagt, weil jetzt die Aussteller wegblieben. - Bild: UEPO

Diesmal lag es nicht an unerfüllbaren Auflagen oder Verboten der Behörden. Die Leipziger Buchmesse hätte 2022 stattfinden können. Sie wurde zum dritten Mal in Folge abgesagt, weil bedeutende Aussteller wegblieben bzw. in unerwartet hoher Zahl ihre Standbuchung in letzter Minute storniert haben. Wegen der kurzfristigen Absage wird es – anders als 2021 – auch kein digitales Ersatzprogramm geben.

Die Aussteller weisen darauf hin, dass durch die im Moment durch Deutschland rauschende Omikron-Welle laufend Mitarbeiter von Verlagen und Dienstleistern positiv getestet werden (Inzidenz: 1.450). Zwar wird von diesen kaum jemand krank, aber die Betroffenen müssen auch ohne Symptome eine Woche zu Hause bleiben. Eine zuverlässige Messeplanung hinsichtlich Aufbau, Standbetreuung sowie eigener Veranstaltungen und Termine sei dadurch nicht mehr möglich, so die Aussteller.

Das nach der Frankfurter Buchmesse zweitgrößte Branchentreffen, das besonders für Literaturübersetzer eine bedeutende Rolle spielt, hätte vom 17. bis 20. März 2022 auf dem Leipziger Messegelände stattfinden sollen.

Oliver Zille
Oliver Zille, seit 2004 Direktor der Leipziger Buchmesse. – Bild: Martin Jehnichen

Die Messe begründet ihren Schritt in einer am 9. Februar 2022 herausgegebenen Pressemitteilung:

Leipziger Buchmesse 2022 findet nicht statt

Der Wunsch nach einem persönlichen Treffen auf der Leipziger Buchmesse war riesengroß. Doch zahlreiche Absagen von Aussteller:innen innerhalb der vergangenen Tage führten dazu, dass die erwartete Qualität und inhaltliche Breite einer solchen großen Publikumsmesse nicht mehr gewährleistet ist. Aus diesen Gründen hat die Leipziger Messe in Einvernehmen mit dem Beirat entschieden, den Messeverbund aus Leipziger Buchmesse, Manga-Comic-Con, Leipzig liest und Antiquariatsmesse vom 17. bis 20. März 2022 abzusagen. Die nächste Leipziger Buchmesse findet vom 23. bis 26. März 2023 statt.

„Wir haben uns sehr gefreut über das Signal der Politik, Messen und Kongresse endlich wieder zu erlauben. Wir danken für dieses große Vertrauen, auch in pandemischen Zeiten, Veranstaltungen sicher umsetzen zu können“, so Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe. „Leider sehen sich viele Aussteller und Ausstellerinnen aufgrund der Unwägbarkeiten der Pandemie aktuell nicht in der Lage, für eine solch große Publikumsveranstaltung zuverlässig zu planen. Das führte kurzfristig zu vielen Absagen. Daher haben wir uns jetzt schweren Herzens entschieden, die Leipziger Buchmesse nicht durchzuführen. Diese Absage ist der Besonderheit der Dimension der Veranstaltung geschuldet und gilt nicht für andere Messen und Kongresse der Leipziger Messe.“

„Die Branche hat uns klare Zeichen gegeben, die Messe mit aller Kraft zu ermöglichen – bis zuletzt haben wir um eine Durchführung gerungen“, so Buchmessedirektor Oliver Zille. „Leider führt jedoch die volatile pandemische Lage zu personellen Engpässen bei sehr vielen Aussteller:innen. In Abstimmung mit dem Beirat haben wir uns entschieden, die Veranstaltung abzusagen. Wir danken allen Aussteller:innen für ihr Vertrauen in die Leipziger Buchmesse sowie unserem treuen Publikum.“

„Die Absage der Leipziger Buchmesse ist ein schwerer Schlag für die Branche. Die Messe wäre für das Buch und alle, die dafür und davon leben, sehr wichtig gewesen. Nun fehlt den Verlagen und ihren Autor:innen einmal mehr jene so langersehnte Bühne“, so Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. „Die letzten Tage haben gezeigt, dass sich viele Verlage durch die Unplanbarkeit der Omikron-Variante dennoch außerstande sehen, eine feste Zusage zu geben. Wir danken all jenen Verlagen, die den Umständen zum Trotz zur Messe gekommen wären und haben zugleich Verständnis für alle, die sich dagegen entschieden haben. Mein großer Dank gilt außerdem der Politik, die das Stattfinden der Messe möglich gemacht hätte sowie Oliver Zille und seinem engagierten Team. Wir teilen die Enttäuschung aller Buchmenschen und freuen uns darauf, im Frühjahr 2023 endlich wieder in Leipzig zusammenzukommen.“

Aufgrund der kurzen Vorlaufzeit wird in diesem Jahr kein digitales Alternativprogramm umgesetzt.

Ausgewählte Preisverleihungen wie der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung am 16. März sowie der Preis der Leipziger Buchmesse am 17. März finden statt und werden gestreamt. Details werden zeitnah bekannt gegeben.

Die Leipziger Buchmesse 2023 findet vom 23. bis 26. März statt.

Karin Schmidt-Friderichs
Karin Schmidt-Friderichs – Bild: Gaby Gerster

„Wie ein Löwe haben Sie für die Leipziger Buchmesse gekämpft“

Mitgefühl und Dank spricht der Börsenverein des deutschen Buchhandels dem Leipziger Buchmesse-Chef Oliver Zille aus. Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs und Hauptgeschäftsführer Peter Kraus vom Cleff schreiben in einem offenen Brief:

Lieber Herr Zille,

in Ihrer Haut möchte heute niemand stecken. Wie ein Löwe haben Sie für die Leipziger Buchmesse gekämpft. Für unsere Chance, mediale Aufmerksamkeit auf unsere Branche und unsere neuen Bücher zu lenken, für unsere Wiedersehensfreude, für unsere Begegnungen mit den Leser*innen.

Mit Ihrem kleinen Team haben Sie alles gegeben, um uns die Bühne bereiten zu können, die wir alle so brauchen.

Sie schafften es, die so nötige mutige Unterstützung von Stadt und Land und deren „Go“ zu erhalten – und nun zieht Ihnen Corona von anderer Seite den Messehallenboden unter den Füßen weg: Die Inzidenzen lassen die Krankenstände steigen, zwingen viele Menschen in Quarantäne oder Schlimmeres und sorgen dafür, dass Verlags-Verantwortliche um die Gesundheit und Einsatzfähigkeit ihrer Messeteams bangen. Eine Messe braucht nicht nur Zuspruch, sondern auch ausreichend Aussteller*innen.

Gemeinsam mit Messegesellschaft, Stadt, Land und Beirat mussten Sie nun eine schwere Entscheidung treffen. Auch die Verlage haben sich ihre Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht.

Liebe Kolleg*innen,

lassen Sie Trauer nicht in Wut umschlagen und lassen Sie uns Herrn Zille und seinem Team Mitgefühl entgegenbringen und aufs Herzlichste für den Einsatz danken.

Danken möchten wir auch den politischen Entscheider*innen, die die Messe möglich gemacht hätten. Das war ein wichtiges Signal, das bleibt, auch wenn es nun anders gekommen ist als erhofft. Bitte unterstützen Sie die Leipziger Buchmesse weiter und bitte stärken Sie Herrn Zille und dem heute sicher angeschlagenen Team weiter den Rücken.

Lassen Sie uns denjenigen, die ihre Teilnahme abgesagt haben, mit Respekt und Anerkennung begegnen – sie haben aus Verantwortungsgefühl gehandelt und keineswegs aus Messemüdigkeit, im Gegenteil.

Lassen Sie uns an dieser Stelle auch noch mal all denjenigen danken, die um die Coronazahlen wissend dennoch täglich dem Buch eine Bühne bieten: den Buchhändler*innen, die in ständigem Kund*innen-Kontakt stehen, um Leselust zu wecken und zu bedienen. Und all denjenigen, die täglich unermüdlich dafür sorgen, dass die Bücher in den Handel und zu den Leser*innen kommen. Ihr Engagement und ihr Mut verdienen Beifall. Jeden Tag. Aber heute ganz besonders.

Es grüßen Sie herzlich und heute traurig

Ihre Karin Schmidt-Friderichs und Ihr Peter Kraus vom Cleff

Peter Kraus vom Cleff
Peter Kraus vom Cleff – Bild: Monique Wüstenhagen

Mehr zum Thema

rs