Düsseldorf: Arabisches Straßenschild von Aktivisten überklebt

Arabisches Straßenschild Düsseldorf
Als "Unterwerfungsgeste" kritisieren die Jugendlichen das in arabischer Schrift angebrachte Zusatzschild. Auf diesem steht aber auch nichts anderes als auf dem regulären deutschen Schild darunter, nämlich "Ellerstraße". "Eller" ist der Name eines Stadtteils, in dessen Richtung die Straße führt. - Bild: Revolte Rheinland

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion haben rechte Aktivisten am 26. März 2023 das vor zehn Tagen eingeweihte arabische Straßenschild in Düsseldorf überklebt.

Dabei wurde das deutsche Schild „Ellerstraße“ mit dem Schriftzug „Karl-Martell-Straße“ und die arabische Schrift auf dem Schild darüber mit Symbolen überdeckt, die einen Ritter zu Pferd zeigen, der Menschen vor sich hertreibt.

Zur Erläuterung wurde am Schildermast ein größeres Pappschild mit aufgedrucktem Text befestigt, auf dem es unter anderem heißt:

Das obige Schild [gemeint ist das arabisch beschriftete] steht symbolisch für diesen Prozess der Unterwerfung, weshalb wir es nach einem großen Europäer umbenannt haben, den wir heute mehr denn je bräuchten.

Arabisches Straßenschild überklebt
Die Umbenennung hatte nur wenige Stunden Bestand. Die Überklebungen waren bereits wieder entfernt, bevor es hell wurde, wie Samy Charchira auf Twitter mitteilte, der auch die Fotos weiterverbreitete. Der grüne Ratsherr für Oberbilk und integrationspolitische Sprecher der Düsseldorfer Grünen gehört zu den Initiatoren des arabischen Straßenschilds. – Bild: Revolte Rheinland

Offenbar steckt hinter der Aktion eine den so genannten „Identitären“ zugeordnete Gruppe, die sich „Revolte Rheinland“ nennt. Jedenfalls veröffentlichte diese auf Twitter und anderen Kanälen noch in derselben Nacht Fotos der Tat und schrieb dazu:

REMIGRATION STATT UNTERWERFUNG!

In der vergangenen Woche wurde international über Deutschlands erstes arabisches Straßenschild in der Ellerstraße in Düsseldorf berichtet. Begründet wurde die Anbringung des Schildes im sogenannten Maghreb-Viertel neben den üblichen Floskeln von Weltoffenheit und Vielfalt auch mit der hohen Anzahl arabischstämmiger Einwanderer in dem Bezirk, welche Deutschland mit aufgebaut hätten.

Damit diese Geschichtsverdrehung und Unterwerfungsgeste nicht unbeantwortet bleibt, verdeckten Aktivisten in der vergangenen Nacht nicht nur das Schild der Schande, sondern benannten die gesamte Straße nach einem großen Europäer um, der bereits vor knapp 1300 Jahren die islamische Landnahme stoppte. Wir fordern Grenzen dicht und Remigration statt Unterwerfung!

Damals die Lanze, heute der Abschiebeflieger!

Von den 761 Twitter-Followern der Revolte Rheinland äußerten sich viele zustimmend. Es waren Kurzkommentare zu lesen wie „Großartige Aktion, mehr davon“, „Sauber“, „Stabil“, Helden“ und „Weiter so Jungs“.

Arabisches Straßenschild überklebt
Wie dieses Bild zeigt, müssen mindestens fünf Leute an der gut vorbereiteten Aktion beteiligt gewesen sein. Die Abmessungen der Schilder waren vorher offenbar exakt ausgemessen worden. – Bild: Revolte Rheinland

AfD feiert „kreative Form des Protests“ als „erfrischend anders“

Die Düsseldorfer AfD kommentierte den Vorfall noch am selben Tag (26.03.2023) auf Twitter so:

Eine kreative Form des Protestes gegen falsches Multikultiverständnis im Sinne irrwitziger Unterwerfungsgesten hat sich nun auch in der #Ellerstraße in #Düsseldorf zugetragen. #Symbolpolitik anhand von Straßeschildern [sic!] geht auch manchmal erfrischend anders.

Die AfD-Fraktion im Landtag Nordrhein-Westfalens hatte drei Tage zuvor bereits getwittert:

Die #Ellerstraße ist kein Symbol von Integration, eher von Integrationsverweigerung, die jetzt auch noch mit Straßenschildern auf Arabisch manifestiert wird. Wer Deutschland als Heimat begreift, der braucht keine fremdsprachigen Straßenschilder.

An den Tweet war diese Grafik angehängt:

AfD zu arabischen Straßenschildern
„Stopp! Keine arabischen Straßenschilder in unseren Städten!“ twitterte die Afd-Landtagsfraktion. – Bild: AfD

CDU-OB: „rassistisch motivierter Vandalismus“, „beschämende Aktion“

Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller (CDU) kritisierte den Vorfall in einer Stellungnahme scharf. Die Stadt Düsseldorf verbreitete auf Twitter am 27. März 2023 diese Stellungnahme:

Die Landeshauptstadt Düsseldorf verurteilt den offenbar rassistisch motivierten Vandalismus am Straßenschild auf der Ellerstraße. „Düsseldorf ist eine internationale, weltoffene Stadt. Offener #Fremdenhass hat bei uns keinen Platz. Mit dem Schild an der Ellerstraße in arabischer Schrift wollten die Initiatoren ein Zeichen der Integration und #Toleranz setzen“, so Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller.

Die beschämende Aktion vom Wochenende zeigt, dass diese Zeichen leider noch immer nötig sind. Wir haben die rassistische Verunstaltung bereits in der Nacht zu heute entfernen lassen und Anzeige erstattet. Der #Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen“, so der OB weiter.

Das erste arabische Straßenschild Deutschlands war am 16. März 2023 von Kommunalpolitikern in Anwesenheit der marokkanischen Generalkonsulin eingeweiht worden. In den unmoderierten Meinungsforen des Internets hatte es daraufhin bereits einen Shitstorm von rechts gegeben.

Grüne: „aufkeimender Rassismus“, „Täter zur Rechenschaft ziehen“

Auch der grüne Ratsherr Samy Charchira und Hakim El Ghazali von der SPD gaben in einer Pressemitteilung vom 26. März 2023 ihrer Bestürzung Ausdruck:

Dieser unfassbare Vorgang ist leider nur ein weiteres alarmierendes Beispiel für den aufkeimenden Rassismus und Extremismus in unserer Gesellschaft. Wir verurteile [sic!] diese Tat aufs Schärfste und fordern die Behörden auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Es ist unerträglich, wie extremistische Gruppen in Düsseldorf versuchen, ihre rassistische Agenda zu verbreiten. Es ist beschämend wie die AfD Düsseldorf die rassistische Aktion verherrlicht und diese über Social Media verbreitet.

Arabisches Straßenschild Düsseldorf
Bild: Revolte Rheinland

Straßenschilder-Kampf hat in Berlin bereits Tradition

Ein Vorbild für die Düsseldorfer Klebeaktion könnten die langwierigen Auseinandersetzungen um die Umbenennung der Mohrenstraße in Berlin gewesen sein. Dort hatten linke Aktivisten über Jahre hinweg das Straßenschild überklebt, übersprüht oder sonstwie unkenntlich gemacht, bis die Stadtverwaltung nachgab und einer Umbenennung in „Anton-Wilhelm-Amo-Straße“ zustimmte. Ein Name, den die Aktivisten selbst vorgeschlagen hatten.

Die Mohrenstraßen-Schilder sind trotz Umbenennungsbeschluss allerdings bis heute noch nicht abmontiert. Das liegt daran, dass zahlreiche Anwohner der Straße gegen die ihrer Ansicht nach unbegründete und unnötige Umbenennung Widerspruch eingelegt haben.

Mohrenstraße
Im Lauf der Jahre wurden die Schilder in der Mohrenstraße und der dortigen U-Bahn-Station auf vielfältige Weise unkenntlich gemacht oder teils professionell, teils improvisiert überklebt. Das unterste Bild zeigt das Schild einer Mohrenstraße in Weiden in der Oberpfalz, das Spaßvögel mit zwei Schnipseln Klebeband in „Möhrenstraße“ umgetauft haben. Ein Vorschlag, der auch in Berlin wiederholt zur Befriedung der Gemüter gemacht wurde.

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Richard Schneider