Im Rahmen der Frühjahrsversammlung des Bundesverbands der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) wurde am 20. Mai 2023 der Hieronymuspreis für das Jahr 2022 an das Sprachenmanagement der Deutsche Bahn AG verliehen. Feierlich überreicht wurde er von BDÜ-Präsidentin Norma Keßler an die Leiterin des DB-Sprachenmanagements Annette Kraus.
Kraus freute sich gemeinsam mit Oksana Pyatak (Projektmanagerin) und Magdalena Zybala (Übersetzerin), die sie stellvertretend für das gesamte Team begleiteten, über die Anerkennung und bedankte sich für die Auszeichnung:
Unsere Rolle ist geprägt vom stetigen Wandel, von ständigen Neuerungen und von wirtschaftlichen Interessen. Dennoch wollen wir im Miteinander immer verlässlich sein – für eine langfristige Partnerschaft, von der wir gegenseitig profitieren.
Mit dem Hieronymuspreis zeichnet der Verband jährlich und nun bereits zum zehnten Mal beispielhaftes Handeln von Organisationen bzw. Unternehmen im Bereich der mehrsprachigen Kommunikation aus.
Übersetzungsergebnisse auf höchstem Niveau, wertschätzende Zusammenarbeit
Nominiert wurde der Preisträger von BDÜ-Mitglied Jerzy Czopik, der von der Zusammenarbeit berichtet:
Da es in Europa historisch bedingt zahlreiche unterschiedliche Bahnsysteme gibt, ist die Herstellung von Interoperabilität ein großes Thema. So sind sehr viele Dokumente in die und aus den verschiedenen Sprachen zu übersetzen. Die Bandbreite reicht dabei von hochkomplexen Technikthemen bei Infrastruktur, der Verkehrssteuerung und -sicherheit bis zu weniger bewusst wahrgenommenen Aspekten wie Sozialräume an der Grenze.
Die Prozesse – unter anderem auch für die in Großkonzernen unverzichtbare Terminologiearbeit – wurden in den vergangenen Jahren neu definiert, aufeinander abgestimmt und gestrafft, wovon beide Seiten, Auftraggeber wie Auftragnehmer, profitieren. Dazu Jerzy Czopik in seiner Laudatio weiter:
Entscheidend ist, dass trotz oft umfangreicher, häufig auch eiliger Aufträge für Ergebnisse auf höchstem Niveau gesorgt wird, ohne dabei die Arbeitsbedingungen der beauftragten externen Dienstleister aus dem Blick zu verlieren. Es werden entsprechende Hilfen zur Verfügung gestellt und sowohl die Leitung des Sprachendienstes als auch die Projektmanager haben immer ein offenes Ohr für Fragen und Probleme, die in gemeinsamer Abstimmung wertschätzend und offen geklärt werden.
Diese von gegenseitigem Respekt geprägte Haltung zwischen Geschäftspartnern sowie die große Bedeutung, die Sprachdienstleistungen auch im Sinne globaler Mobilität beigemessen wird, begründete letztlich auch die Entscheidung der Jury, die sich aus dem BDÜ-Bundesvorstand und drei gewählten Vertretern der Mitgliedsverbände zusammensetzt.
Englisch, Französisch, Polnisch, Tschechisch wichtigste Fremdsprachen
Das DB-Sprachenmanagement sieht ist als Teil der Konzernleitung für die Mehrsprachigkeit im Unternehmen zuständig. Der Sprachendienst mit gut 15 Mitarbeitern unter der Leitung von Annette Kraus organisiert alle weltweit benötigten Übersetzungs- und Dolmetschdienstleistungen.
Dazu zählen zum einen Strategie und Umsetzung von Prozessen, Tools und Terminologie. Zum anderen sorgt das DB-Sprachenmanagement für die Beschaffung von Sprachleistungen. Diese reichen vom Fachübersetzen und maschineller Übersetzung über das Dolmetschen bis hin zur Terminologiearbeit.
Neben Deutsch sind die Hauptsprachen Englisch, Französisch, Polnisch und Tschechisch.
Entstanden aus Fusion von Bundesbahn und Reichsbahn
Die Deutsche Bahn AG entstand 1994 durch die Zusammenführung von Bundesbahn und Reichsbahn. Damit wurde in Umsetzung der parlamentarisch beschlossenen Bahnreform aus zwei Staatsbahnen mit unterschiedlichen Schienennetzsystemen ein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen für den Personen- und den Güterverkehr. Elementares Anliegen des Konzerns ist die Verlagerung von Verkehr auf die klimafreundliche Schiene.
Die Deutsche Bahn ist einer der größten Anbieter von Dienstleistungen im Bereich Mobilität und Logistik weltweit – mit Schwerpunkt auf dem Schienenverkehr. Mit mehr als 335.000 Mitarbeitern, darunter über 220.000 allein in Deutschland, zählt das Unternehmen zu den größten deutschen Arbeitgebern.
Preis für vorbildliche Leistungen in der mehrsprachigen Kommunikation
Gelungene Kommunikation in mehreren Sprachen ist ein Erfolgsfaktor für Unternehmen und in internationalen Organisationen von elementarer Bedeutung. Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer hat deshalb 2012 den Hieronymuspreis aus der Taufe gehoben und vergibt diesen seither jährlich für vorbildliche Leistungen im Bereich der mehrsprachigen Kommunikation.
Bei der Auswahl des Preisträgers steht nicht nur das „Was“ im Fokus, also die Sprachdienstleistung selbst, sondern auch das „Wie“, d. h. die Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen Übersetzern und Dolmetschern und dem Auftraggeber. Über die Jahre und durch die unterschiedlichen Preisträger entsteht so ein Positivbild, sozusagen die Best Practices, für die vom BDÜ vertretenen Berufe.
Der Name des Preises geht zurück auf den Heiligen Hieronymus, den Schutzpatron der Übersetzer, Dolmetscher und Terminologen.
Bisherige Preisträger
- 2021: Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR)
- 2020: (pandemiebedingt ausgesetzt)
- 2019: Sprachendienst der ZF Friedrichshafen AG
- 2018: Sprachendienst der Landeshauptstadt Stuttgart
- 2017: Sprachendienst des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia, ICTY)
- 2016: Sprachendienst Medtronic Translations
- 2015: Kölner Philharmonie
- 2014: Sprachendienst der Volkswagen AG
- 2013: DVB Bank SE
- 2012: germanBelt Systems GmbH
- 2019-11-12: Plunet präsentiert Großkunden Deutsche Bahn und Integration mit TM-Werkzeugen
- 2014-03-14: Anglizismen auf dem Abstellgleis: Leser der Deutschen Sprachwelt küren Bahn zum „Sprachwahrer des Jahres“
- 2013-07-12: Deutsche Bahn erneuert Versprechen, häufiger die deutsche Sprache zu verwenden
PM BDÜ