Literaturübersetzerin Gudrun Penndorf erhält Comic-Preis PENG! für ihr Lebenswerk

Gudrun Penndorf vor ihren Archiv mit den von ihr übersetzten Comic-Klassikern Asterix, Lucky Luke und Isnogud. - Bild: Petra Fritzi Hennemenn für Gudrun Penndorf

Gudrun Penndorf wird am 10. Juni 2023 im Rahmen einer abendlichen Gala im Münchner Amerikahaus mit dem Comic-Preis „PENG!“ ausgezeichnet, wie das Comicfestival München mitteilt:

Den Preis für ihr Lebenswerk wird die Asterix-Übersetzerin Gudrun Penndorf erhalten. Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes übersetzte auch zahlreiche Alben der Klassiker Lucky Luke und Isnogud sowie knapp 200 Lustige Taschenbücher.

Penndorf betrachtet Auszeichnung auch als Aufwertung der Textsorte Comic

Penndorf, die dieses Jahr ihren 85. Geburtstag feiert, nimmt die Ehrung gerne entgegen und sagt:

Es ist schön, dass ich dazu beitragen kann, die Textsorte Comics mit Auszeichnungen wie dem PENG!-Preis oder dem Bundesverdienstkreuz so wundervoll aufzuwerten. So ist es nicht nur für mich persönlich und mein Lebenswerk eine besondere Ehre, sondern auch für die grafische Literatur im Allgemeinen.

Die Laudatio wird der Autor Timur Vermes halten, der 2012 mit seiner Mediensatire Er ist wieder da bekannt wurde. Der PENG!-Preis wird seit 2005 alle zwei Jahre auf dem Comicfestival München verliehen, für „herausragende Leistungen im Bereich Comic“.

Fanboy-Gemeinde wie bei Erika Fuchs

Generationen von Lesern sind mit den Penndorfschen Übersetzungen aufgewachsen, zahlreiche Zitate aus Asterix in den deutschen Sprachgebrauch übergegangen.

Ähnlich wie bei ihrer Kollegin Erika Fuchs stellte sich auch bei Penndorf eine allgemeine Wertschätzung ihrer Arbeit erst im fortgeschrittenen Alter ein. Einen wesentlichen Anteil daran hatten die an medialen Schaltstellen sitzenden jungen Männer, die ihr Idol in der Öffentlichkeit bekannter machten und für Ehrungen vorschlugen.

Gudrun Penndorf
Gudrun Penndorf im Gespräch mit dem Asterix-Zeichner Albert Uderzo (1973). – Bild: Egmont

Penndorf hat die ersten 29 Asterix-Abenteuer übersetzt

Asterix spielt eine große Rolle in Penndorfs Leben. Sie hat die ersten 29 Abenteuer übersetzt und damit Comic-Geschichte geschrieben, worauf Egmont Ehapa Media als herausgebender Verlag aus Anlass der Preisverleihung noch einmal hinweist.

Am 26. Oktober 2023 erscheint das 40. Abenteuer der gallischen Helden, zu dem Penndorf meint: „Da fiebere ich immer mit, wenn ein neuer Band erscheint. Diesmal spielt die Geschichte wieder im gallischen Dorf. Der Titel Die weiße Iris macht mich schon mal neugierig.“

Ihre Übersetzungen wurden mehr als 100 Mio. Mal gedruckt

Gudrun Penndorfs Wirken hat nicht nur nach Ansicht ihres ehemaligen Verlags wesentlich dazu beigetragen, dass Comics in Deutschland eine breitere gesellschaftliche Anerkennung erfahren haben und Auflagen in Millionenhöhe erreichen. Ihre Übersetzungen wurden weit über hundert Millionen Mal gedruckt und noch zahlreicher gelesen.

Die in der Nähe von München lebende Penndorf, Jahrgang 1938, ist im Gegensatz zu vielen anderen nicht zufällig in die Übersetzerei hineingeraten. Sie hat eine Übersetzer- und Dolmetscherausbildung für Französisch und Italienisch in den Fachgebieten Wirtschaft und Recht in Heidelberg und München absolviert. Nach etlichen Jahren Berufspraxis nahm sie im Alter von 40 Jahren ein Studium der Allgemeinen und Romanischen Sprachwissenschaften auf und schloss es mit dem Magister Artium ab.

Penndorf arbeitete einige Jahre in der Sprachenredaktion des Langenscheidt-Verlags. Anschließend machte sie sich selbständig und wirkte von 1967 bis 1995 als freiberufliche Übersetzerin, in erster Linie für den damals in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart ansässigen Ehapa-Verlag (heute Egmont Ehapa Media, Berlin). Dieser verlegt Comic-Klassiker wie Asterix, Lucky Luke, Isnogud und Das Lustige Taschenbuch.

Von 1989 bis 1999 war sie Lehrbeauftragte für Wirtschaftsfranzösisch und von 1991 bis 1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Romanische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1989 bis 1999 engagierte sie sich in Projekten zur Integration von vorwiegend türkischen Migrantinnen.

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Richard Schneider