„Befreiungsschlag“ – Bundesland Niederösterreich verabschiedet sich von Gendersternchen & Co.

Johanna Mikl-Leitner, Udo Landbauer
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und ihr Stellvertreter Udo Landbauer informieren die Presse über die Gender-Regeln, die ab 1. August 2023 in der niederösterreichisen Landesverwaltung gelten. - Bild: NLK Pfeffer

Die Verwaltung des österreichischen Bundeslandes Niederösterreich muss sich ab dem 1. August 2023 an die amtlichen Rechtschreibregeln halten. Das hat die im Januar 2023 gewählte konservative Landesregierung aus ÖVP (Österreichische Volkspartei) und FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) beschlossen, die im Landtag über eine Zweidrittelmehrheit verfügt.

In einer gemeinsamen Presseaussendung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und ihres Stellvertreters Udo Landbauer (FPÖ) vom 21. Juli 2023 heißt es unter der Überschrift „Niederösterreich legt Gender-Regeln in Kanzleiordnung fest“:

Das amtliche Regelwerk des Rates der deutschen Rechtschreibung wird für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesverwaltung in Niederösterreich ab 1. August 2023 in die Kanzleiordnung des Landes Niederösterreich übernommen. Die Kanzleiordnung regelt eine einheitliche Vorgangsweise bei der Erledigung von Geschäftsfällen bei allen Dienststellen der NÖ Landesverwaltung. Sie ist damit die Grundlage für einen einheitlichen und verständlichen Auftritt der Landesverwaltung nach außen.

Bei der Erstellung von Schriftstücken und Erledigungen ist den – erst vor wenigen Tagen aktualisierten – Empfehlungen des Rats der deutschen Rechtschreibung Folge zu leisten. Das Amt legt damit in der Kanzlei-Ordnung fest, dass Frauen und Männer sprachlich gleichgestellt, aber auf „Gender-Stern“, „Gender-Gap“, „Gender-Doppelpunkt“ und „Binnen-I“ gemäß der zuständigen Instanz für die Regelung der einheitlichen Rechtschreibung im deutschen Sprachraum verzichtet wird. Das dient unter anderem der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit amtlicher Texte.

Mikl-Leitner: „Pragmatische Regelung“, „gendern mit Vernunft“

Die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner erläutert:

Wir erleben seit langem eine breite Debatte über ein absolutes Randthema. Und es ist bezeichnend, dass über dieses Thema seit Wochen mehr berichtet wird, als über wichtige Entscheidungen, wie den Wohn-und Heizkostenzuschuss oder den geplanten Pflegescheck, um Menschen zu unterstützen, die zuhause gepflegt werden. Dennoch war es uns wichtig, auch in diesem Randthema für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Land Niederösterreich Klarheit zu schaffen – in einer Zeit in der unterschiedlichste Genderformen und -varianten für Verunsicherung in der Anwendung gesorgt haben.

Bei uns heißt es heute und auch in Zukunft: Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Damen und Herren. Es wird also nach dem amtlichen Regelwerk des Rats der deutschen Rechtschreibung gegendert. Mit diesen Regeln ist sichergestellt, dass Frauen und Männer völlig gleichgestellt sind. So wie es auch vom offiziellen Rat der deutschen Rechtschreibung empfohlen wird. Das ist in einer Zeit zunehmender Unklarheiten und öffentlicher Debatten zu diesem Thema für normaldenkende Menschen der völlig logische und pragmatische Zugang. In Niederösterreich gendern wir mit Vernunft.

Landbauer: „Sprache ist keine ideologische Spielwiese“

Ihr Stellvertreter Udo Landbauer ergänzt:

Unsere Sprache ist keine ideologische Spielwiese für eine politisch motivierte Minderheit. Wir schieben dem Gender-Wahn einen Riegel vor und setzen damit einen Befreiungsschlag hin zur gewohnten Normalität. Das haben wir im Arbeitsübereinkommen festgeschrieben und setzen wir konsequent um.

Genderstern, Binnen-I und Co sind widersinnig und gehen an den echten Problemen und Sorgen der Familien meilenweit vorbei. In Niederösterreich sagt man ‚sehr geehrte Damen und Herren‘ und dabei bleibt es auch.

Niederösterreich ist auch hier wieder einmal ein Vorreiter und Vordenker und ich hoffe, dass die übrigen Bundesländer und der Bund möglichst bald nachziehen werden.

Niederösterreich
Niederösterreich ist das bevölkerungsreichste Flächenland Österreichs und umschließt die Hauptstadt Wien. – Bild: Wikipedia

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Richard Schneider