Adiós, lenguaje inclusivo! Argentinien verabschiedet sich vom Gendern

Javier Milei, Parlament Argentinien
Javier Milei spricht im Parlament in Buenos Aires. - Bild: Casa Rosada

In Argentinien hat der im November 2023 gewählte neue argentinische Präsident Javier Milei der gesamten öffentlichen Verwaltung des Landes jetzt das Gendern untersagt.

Die Verfügung des libertären Radikalreformers erstreckt sich dabei nicht nur – wie in Frankreich und einigen deutschen und österreichischen Bundesländern – auf das Gendern mit Sonderzeichen.

Vielmehr wird auch der nach Ansicht der argentinischen Regierung „unnötigen“ und die Texte aufblähenden Beidnennung der Geschlechter sowie den unnatürlich und konstruiert wirkenden geschlechtsneutralen Formulierungen eine Absage erteilt („así como el uso de estructuras neutras o no binarias“).

Die Entscheidung fiel, nachdem zuvor bereits Verteidigungsminister Luis Petri für sein Ressort eine entsprechende Regelung angeordnet hatte. Bezeichnungen wie generala (Generalin), sargenta (Feldwebelin) oder soldada (Soldatin) werden damit in den Fuerzas Armadas ebenso wieder abgeschafft wie soldadxs für nichtbinäre Soldaten.

Kein e, kein x, kein Klammeraffe (Genderzeichen im Spanischen)

Regierungssprecher Manuel Adorni erläuterte die Verfügung am 27. März 2024 vor der Presse:

Por decisión del presidente Javier Milei se van a proceder a inicar las actuaciones para prohibir el lenguaje inclusivo y todo lo referente a la perspectiva de género en toda la administración pública nacional.

No se va a poder utilizar la letra e, el arroba, la x; y evitar la innecesaria inclusión del femenino en todos los documentos de la administración pública.

El lenguaje que contempla a todos los sectores es la lengua castellana, es el español […]. […] la perspectiva de género se ha utilizado también como negocio de la política, […].

Gender-Hochburg INADI wird geschleift

Zuvor war das Gendern nicht bei allen, aber doch bei vielen staatlichen Stellen Standard und wurde vor allem vom Instituto Nacional contra la Discriminación, la Xenofobia y el Racismo (INADI) propagiert, das dem Justizministerium unterstellt ist.

Das Nationale Institut gegen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus wurde erst in der vergangenen Woche auf eine Liste von „nutzlosen“ Einrichtungen gesetzt, die „keinen Zweck erfüllen“ und die deshalb aufgelöst werden sollen.

Befreiung von Ideologisierung und Indoktrination?

Milei hatte schon im Wahlkampf nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die „geschlechtergerechte Sprache“ nicht nur für überflüssig, sondern für gefährlich hält. Die Sprache werde dabei von Ideologen als Vehikel für den Transport politischer Botschaften missbraucht.

Wie wird im Spanischen gegendert?

Es existieren verschiedene Varianten zur Konstruktion einer „inklusiven Sprache“ (lenguaje inclusivo) im Spanischen:

  • Mit dem Buchstaben e statt o oder a: Beispiele: les bomberes (die Feuerwehrleute) statt los bomberos y las bomberas (Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen), les ministres (die Ministerinnen und Minister) statt los ministros y las ministras.
  • Mit der Endung -x: Diese ersetzt die Endungen -o und -a. Damit sollen nicht nur Mann und Frau, sondern auch „genderfluide“, „nonbinäre“ Menschen eingeschlossen werden. Ein Beispiel dafür ist der unbestimmte Artikel unx statt un bzw. una.
  • Mit dem @-Zeichen: Der Klammeraffe wird in diesem Fall als ein von einem o umschlossenes a interpretiert. Das Zeichen umfasst damit sowohl die männliche als auch die weibliche Wortendung -o bzw. -a. Beispiel: l@s bomber@s (Feuerwehrleute) statt los bomberos y las bomberas.

In Lateinamerika ist offenbar die Variante mit e weit verbreitet, während die Endung -x in Spanien bevorzugt wird.

Javier Milei
Als Libertärer vereint Milei wirtschaftlich rechte mit kulturell linken Positionen, denn in beiden Sphären hat für ihn die Freiheit des Individuums höchste Priorität. Damit passt er nicht in das veraltete Rechts-links-Schema und wird von den Medien als „rechtsextrem“ oder „ultrarechts“ verunglimpft. – Bild: Casa Rosada

Milei passt nicht ins Links-rechts-Schema, aber ins Nolan-Diagramm

Als Libertärer vereint Milei problemlos wirtschaftlich rechte mit kulturell linken Positionen, denn in beiden Sphären hat für ihn die Freiheit des Individuums höchste Priorität. Damit passt er aber nicht in die Schubladen der deutschen Politik, die nur das herkömmliche Links-rechts-Schema kennt, in dem er nicht eingeordnet werden kann, da er sowohl linke als auch rechte Positionen vertritt.

Von den Medien wird er daher immer noch fälschlich als „rechtsextrem“ oder „ultrarechts“ diffamiert. Milei bezeichnet sich selbst als Anarchokapitalist und vereint damit links und rechts in einem einzigen Wort. Er vertritt viele klassisch linke Forderungen etwa nach der gleichgeschlechtlichen Ehe oder der Entkriminalisierung des Drogenkonsums. Und die Politik, die er nun zu betreiben versucht, ist das genaue Gegenteil von konservativ, nämlich geradezu umstürzlerisch und revolutionär.

Nolan-Diagramm
Das von David Nolan 1971 entwickelte Nolan-Diagramm ist ein dem klassischen Links-rechts-Schema überlegenes Modell zur Darstellung des politischen Spektrums. Es verortet Positionen auf zwei Achsen nach ihrer Einstellung zu staatlicher Einflussnahme im wirtschaftlichen und privaten Bereich bzw. der Freiheit davon. – Bild: gemeinfrei

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Richard Schneider