Nein, liebe Bild-Zeitung, „90,000 troops“ sind nicht „90.000 Truppen“

troops, Truppen, Soldaten
Bild: Bild

Wenn Journalisten übersetzen, machen sie ähnliche Fehler wie Abiturienten und Erstsemester-Studenten. Das hat jetzt erneut die Bild-Zeitung bewiesen.

Diese behauptet, an dem zurzeit laufenden NATO-Manöver „Steadfast Defender 24“ nähmen „90.000 Truppen“ teil.

90.000 Truppen? Eine Truppe ist ein militärischer Verband. Die Vereinten Nationen haben nur 193 Mitgliedsstaaten. Wie kann es da 90.000 Truppen geben?

Offenbar hat da wieder einmal jemand die englische Pluralform von troop, nämlich troops, mit „Truppen“ als vermeintlich einziger Bedeutung übersetzt.

Ein Blick auf die Presseseite der NATO zeigt, dass hier tatsächlich wörtlich mit Schulenglisch-Kenntnissen übersetzt wurde. Denn im englischen Originaltext ist von „90,000 troops“ die Rede.

troops, Truppen, Soldaten
Bildschirmfoto der NATO-Website mit Informationen zum laufenden Manöver.

Troops bedeutet fast immer „Soldaten“ oder „Mann“

Troops kann durchaus „Truppen“ bedeuten – aber nicht nur. Die in den Medien wesentlich häufiger vorkommende Bedeutung ist „Soldaten“ oder „Mann“ und bezeichnet damit die Stärke einer Truppe.

Wörterbücher helfen

Unser Tipp für Medienschaffende: Beim Übersetzen bitte mitdenken und notfalls ein Wörterbuch zu Rate ziehen!

Schon einfache Online-Wörterbücher wie dict.cc verraten nämlich, dass troops anders als das deutsche Wort Truppen verwendet wird und mehrere Bedeutungen haben kann:

troops: Truppen, Soldaten, Streitkräfte, Truppe (Gesamtheit der Streitkräfte an der Front)

Und im Collins Dictionary heißt es:

troops
in British English
plural noun

military
armed forces; soldiers

British troops
The next phase of the operation will involve the deployment of more than 35,000 troops from a dozen countries.

troops
in American English

a body of soldiers, police, etc
Mounted troops quelled the riot

troops, Truppen, Übersetzungsfehler
„20 000 britische Truppen“? Übersetzungsfehler wie dieser in der Bild-Zeitung werden in den Medien meist nicht korrigiert. – Bildschirmfoto

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Richard Schneider