Hamburg stiftet mit 5.000 Euro dotierten Übersetzerpreis für Plattdeutsch

Elbphilharmonie Hamburg
Die Elbphilharmonie in Hamburg. - Bild: Sabine Kroschel / Pixabay

Die Hamburgischen Bürgerschaft hat am 10. April 2024 einen interfraktionellen Antrag zur Einrichtung eines Übersetzerpreises für die niederdeutsche Sprache angenommen. Unterstützt wurde dieser von CDU, SPD, den Grünen, der Linken sowie einer fraktionslosen Abgeordneten. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung soll 2026 erstmals vergeben werden.

Namensgeber für den Hartmut-Cyriacks-Übersetzerpreis ist der 2022 verstorbene Autor, Übersetzer und Dramaturg, der sich „zeitlebens leidenschaftlich für die Förderung der niederdeutschen Sprache eingesetzt hat“, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

Er hatte zahlreiche Bühnenstücke (u. a. fürs Ohnsorg-Theater) und Hörspiele (für den Norddeutschen Rundfunk) ins Plattdeutsche übertragen und war Mitübersetzer von Harry-Potter-Romanen und Asterix-Bänden. Darüber hinaus engagierte Cyriacks sich beim Institut für Niederdeutsche Sprache in Bremen.

„Der Wettbewerb dient der Würdigung von Cyriacks Lebenswerk und soll im Sinne der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen vor allem junge Menschen ansprechen, die durch ihre Übersetzungen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Plattdeutschen beitragen“, verlautbaren die Initiatoren.

„Plattdüütsch mutt blieven“

Dazu Eckard H. Graage, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion:

Plattdüütsch mutt blieven. Damit die niederdeutsche Sprache nicht in Vergessenheit gerät, braucht es nicht nur Menschen, die diese Sprache sprechen, sondern auch Plattformen, welche einen Anreiz bieten, diese Sprache zu erlernen. Der neue Preis für Plattdeutsch-Übersetzung ist eine solche Chance für die Zukunft.

Hier öffnet sich dann vielmals auch ein Fenster in unsere norddeutsche und insbesondere unsere Hamburger Vergangenheit, welche durch Handel und Schifffahrt geprägt ist. Wissen um die Vergangenheit kann uns davor bewahren, Fehler der Vergangenheit zu wiederholen und helfen, unsere Zukunft besser zu gestalten.

„Historisch gewachsene Regionalsprache als lebendiges Erbe“

Nils Hansen, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, ergänzt:

Hamborg snackt op Platt. Als frühere Amtssprache prägte Plattdeutsch über viele Jahrhunderte die Kultur der Stadt und des Hanseraums – mit vielen regionalen Unterschieden. In Hamburg unterscheidet sich etwa das Finkenwerder Platt deutlich vom Harburger Platt, oder dem Hafenplatt. Mit der Weitergabe des Plattdeutschen werden auch Facetten des Alltags und der Kultur früherer Jahrzehnte in unserer Hansestadt vermittelt.

Indem wir einen neuen Übersetzerpreis für Niederdeutsch einführen, helfen wir diese historisch gewachsene Regionalsprache als ein lebendiges Erbe, das die Vielfalt und besondere Atmosphäre der Stadt weiterträgt zu bewahren.

Der neue ‚Hartmut-Cyriacks-Preis‘ richtet sich insbesondere an junge Übersetzer:innen, die sich der Herausforderung verschrieben haben, Plattdeutsch für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Der Übersetzer:innenpreis würdigt ihre Arbeit und ehrt gleichzeitig das Vermächtnis von Hartmut Cyriacks, der mit seinen Werken maßgeblich zum Erhalt des Plattdeutschen in der Region beigetragen hat.

„Schatz des Niederdeutschen für kommende Generationen bewahren“

Olaf Duge von den Grünen:

Wat mutt, dat mutt – dieser Satz ist vielen Menschen bekannt und kommt ursprünglich aus der plattdeutschen Sprache. Sie gehört zu Norddeutschland wie Alster und Elbe zu Hamburg und ist historisch stark mit unserer heutigen Alltagssprache verbunden. Das ist vielen allerdings gar nicht mehr bewusst. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir Plattdeutsch weiter fördern und den Schatz des Niederdeutschen auch für jüngere und kommende Generationen bewahren.

Mit der Einführung des ‚Hartmut-Cyriack-Preises‘ wollen wir genau das tun und junge Übersetzer*innen für ihre herausragenden Arbeiten auszeichnen und mit 5.000 Euro belohnen, ganz im Sinne der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Ohne diese jungen Menschen würde es bald keine zeitgemäßen Kinder- und Jugendbücher, Comics, Hör- und Schauspiele oder auch Lieder auf Plattdeutsch mehr geben.

Hartmut Cyriacks war vor seinem Tod 2022 selbst einer der bekanntesten Gesichter des Plattdeutschen und ein Förderer der Sprache. Über Jahrzehnte hat er Zeitgeschichte ins Plattdeutsche übersetzt. Ich freue mich sehr, dass wir nun nicht nur den Preis auf den Weg bringen, sondern auf diesem Wege auch Hartmut Cyriacks Lebenswerk noch einmal bedeutsam würdigen können.

Anteil der Platt-Schnacker immer weiter gesunken

Insa Tietjen, Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE:

Im familiären Umfeld hatte ich noch Verwandte, die ausschließlich Platt geschnackt haben. Doch über die Jahre habe ich auch als Lehrerin feststellen müssen, dass der Anteil der Platt-Schnacker immer weiter gesunken ist.

Mit der Einrichtung des ‚Hartmut-Cyriack-Preises‘ setzen wir nun gemeinsam und parteiübergreifend ein wichtiges Zeichen zum Erhalt und zur Pflege des Plattdüütschen.

Hartmut Cyriack, der Namensgeber für diesen Preis, hat wichtige Dienste für die plattdeutsche Sprache geleistet. Hieran wollen wir gerne anknüpfen und mit der regelmäßigen Verleihung des Preises einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass Platt auf vielfältige Weise erlebbar ist und es vor allem auch bleibt.

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red