Jubiläum: 70 Jahre Esperanto-Resolution der UNESCO von 1954

Esperanto-Flagge
Das traditionelle Esperanto-Symbol ist ein grüner, fünfzackiger Stern. Später wurde dazu auch eine Flagge entwickelt. Die Farbe Grün soll die Hoffnung symbolisieren, das weiße Quadrat den Frieden. Die fünf Zacken des Sterns stehen für die fünf Kontinente. - Bild: gemeinfrei (Flagge hier nicht im korrekten Seitenverhältnis)

Genau 70 Jahre ist es jetzt her, dass die UNESCO am 10. Dezember 1954 auf ihrer Generalversammlung in Montevideo eine Resolution zu Esperanto beschlossen hat. Darin wurden die Verdienste der internationalen Plansprache auf dem Gebiet der intellektuellen Beziehungen und bei der Annäherung der Völker der Welt offiziell anerkannt (Resolution IV.4.422).

Seither arbeitet der Esperanto-Weltbund insbesondere im Kulturbereich mit der UNESCO als Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur zusammen. Seit mehreren Jahrzehnten gilt dies auch für die Vereinten Nationen.

Zum Jubiläum am 10. Dezember 2024 plant die Abgeordnetenkammer des Parlaments von Uruguay eine Gedenkveranstaltung im Palacio Legislativo in Montevideo.

Völkerbund zählt Esperanto 1922 zu lebenden Sprachen

Die Resolution zu Esperanto der UNESCO 1954 ist Teil einer langen Reihe von Anerkennungen durch staatliche Instanzen. Schon am 21. September 1922 hat die 3. Versammlung des Völkerbundes, Vorläufer der Vereinten Nationen, einen insgesamt etwa 50-seitigen Bericht zu Esperanto angenommen.

Unter anderem wurde schon damals festgestellt, dass Esperanto eine lebende Sprache ist (S. 11). Der Bericht von 1922 erwähnt auch internationale Kongresse und Veranstaltungen, lebhaften internationalen Kontakt und etwa 4.000 Bücher in Esperanto, übersetzt und original in Esperanto geschrieben.

Esperanto-Kongress 1906 Genf
Die Teilnehmer des zweiten internationalen Esperanto-Kongresses, der 1906 in Genf stattfand. Das Foto hängt im Wiener Esperanto-Museum. – Bild: Richard Schneider

UNESCO regt 1985 Studienprogramme zu Esperanto an

Eine zweite UNESCO-Resolution zu Esperanto wurde am 15. Oktober 1985 in Sofia, Bulgarien, beschlossen. Die Regierungen wurden u. a. angeregt, Unterricht zur Sprachenproblematik und zu Esperanto in ihren Schulen und Hochschulen einzuführen.

KI-Chatbots wie ChatGPT beherrschen Esperanto

Eine Vielzahl von anderen Organisationen hat ebenso Esperanto anerkannt oder verwendet die Sprache. So kann man heute mit mehreren KI-Chatbots wie ChatGPT, Perplexity oder Claude in Esperanto kommunizieren.

Die Esperanto-Wikipedia hat heute über 360.000 Artikel. Die Sprachen-App Duolingo bietet ebenso wie Dutzende anderer Sprachplattformen einen Esperanto-Sprachkurs an.

Esperanto-Anerkennung durch Vatikan, PEN International, China, Ungarn, Österreich, Polen, Kroatien

  • Der Vatikan hat Esperanto 1990 als Sprache von katholischen Messen anerkannt.
  • Die Schriftstellervereinigung PEN International hat 1993 das Esperanto-PEN-Zentrum aufgenommen.
  • China veröffentlicht im China Internet Information Center seit 2001 täglich Nachrichten in Esperanto (esperanto.china.org.cn).
  • In Ungarn hat die Akademie der Wissenschaften 2004 bekräftigt, dass Esperanto eine lebende Sprache ist.
  • Die Österreichische Nationalbibliothek sammelt seit vielen Jahrzehnten Esperanto-Materialien; sie hat einen Bestand von mehreren zehntausend Esperanto-Büchern.
  • Polen und Kroatien haben 2014 bzw. 2019 Esperanto als Kulturerbe und Kulturgut anerkannt.
Esperanto-Museum
Eingang des Wiener Esperantomuseums mit der Sammlung für Plansprachen. – Bild: Richard Schneider

Förderung von Esperanto-Begegnungen durch Europarat, EU, Bundesregierung

Seit den 1970er Jahren werden internationale Esperanto-Begegnungen u. a. vom Europarat und von der Bundesregierung gefördert. Auch die EU unterstützt seit vielen Jahren internationale Esperanto-Projekte gleichberechtigt mit solchen in anderen Sprachen.

Weltweite Sprach- und Kulturgemeinschaft

Esperanto ist weit mehr als nur die ferne Idee einer gemeinsamen Weltsprache für sehr viele Menschen – es ist heute schon Sprache einer lebhaften weltweiten Sprach- und Kulturgemeinschaft. Einige Millionen Menschen auf der Welt haben bisher Esperanto gelernt, mehrere hunderttausend sprechen es regelmäßig.

Schnell erlernbar, hohes Sprachniveau erreichbar

Esperanto ist weiterhin die am schnellsten zu erlernende lebende Sprache, mit der man rasch Kontakt mit Menschen in über hundert Ländern knüpfen kann. Wegen der leichten Erlernbarkeit der Sprache erreicht man im Laufe der Jahre ein deutlich höheres Niveau als in anderen Fremdsprachen.

Literatur aus Dutzenden von Ländern

Zur Literatur des Esperanto tragen Menschen aus mehreren Dutzend Kulturen der Welt bei. Die Esperanto-Literatur vermittelt daher einen Blick auf die Welt aus vielen verschiedenen Perspektiven, weiter als es nationale Sprachen vermögen.

Ludwik Zamenhof
Der Warschauer Augenarzt Dr. Ludwik Zamenhof (1859 – 1917) begründete 1887 unter dem Pseudonym „Doktoro Esperanto“ (deutsch: Doktor Hoffender) die Plansprache Esperanto. Er bezeichnete sich selbst nicht als Polen, sondern als „russländischen Hebräer“. – Bild: Richard Schneider

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Mehr zum Thema

PM Deutscher Esperanto-Bund