Preis der Leipziger Buchmesse in Kategorie Übersetzung geht 2025 an Thomas Weiler

Thomas Weiler
Die Preisträger 2025: Irina Rastorgueva, Thomas Weiler, Kristine Bilkau. - Bild: Tom Schulze / LBM

Die Leipziger Buchmesse hat wie immer bereits am ersten Messetag ihre Preisträger vor Publikum in der Glashalle bekannt gegeben. Den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung erhielt Thomas Weiler für die Übersetzung Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten aus dem Belarusischen von Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik.

In der Kategorie Belletristik entschied sich die Jury für Kristine Bilkau und ihren Roman Halbinsel. Den Preis in der Kategorie Sachbuch/Essayistik erhielt Irina Rastorgueva für Pop-up-Propaganda – Epikrise der russischen Selbstvergiftung. Insgesamt waren 506 Titel von 166 Verlagen eingereicht worden.

Sind Zeitzeugenberichte Literatur?

In der Kategorie Übersetzung wurde diesmal kein großer Roman oder ein bisher unübersetztes Nationalepos ausgezeichnet, sondern die Jury entschied sich für eine recht profane Textsorte. Bei dieser stellt sich die Frage: Ist eine Dokumentation von Zeitzeugenberichten Literatur? Kann deren Übersetzung Kunst sein?

Die Jury schreibt zu Feuerdörfer:

Anfang der 1970er Jahre haben Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik mit Hunderten Überlebenden aus von der Wehrmacht niedergebrannten belarussischen Dörfern gesprochen.

Thomas Weiler macht die unvorstellbaren Aussagen der Dorfbewohner:innen nun erstmals einer deutschen Leserschaft zugänglich. Seine am Mündlichen orientierte Übersetzung entlarvt die entsetzliche Grausamkeit des Erlebten und zeigt die Grenzen der Sprache in der brennenden Wahrheit dieser Berichte auf.

Ein Wessi, den es immer schon in den Osten zog

Thomas Weiler, 1978 im Schwarzwald geboren, absolvierte ein Diplom-Übersetzerstudium in Leipzig, Berlin und Sankt Petersburg. Seit 2007 ist er als freier Übersetzer aus dem Polnischen, Russischen und Belarusischen in Markkleeberg südlich von Leipzig tätig. Er übersetzt Belletristik, Lyrik und Kinderbücher.

Weiler ist bereits ein bekannter Name in der Szene der Literaturübersetzung. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Karl-Dedecius-Preis, den Paul-Celan-Preis und die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung.

Jury

Die Jury bestand aus Katrin Schumacher (Literaturkritikerin), David Hugendick (Die Zeit), Zita Bereuter (Moderatorin), Kais Harrabi (Deutschlandfunk Kultur), Cornelia Geißler (Literaturredakteurin), Thomas Hummitzsch (freier Journalist) und Judith von Sternburg (Frankfurter Rundschau).

Preis der Leipziger Buchmesse 2025
Bei der Preisvergabe der Leipziger Buchmesse erfahren die Nominierten erst auf der Veranstaltung vor großem Publikum, wer von ihnen das Rennen gemacht hat. – Bild: Tom Schulze / LBM

Leipziger Buchmesse läuft vom 27. bis 30. März 2025

Die Leipziger Buchmesse ist der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche und versteht sich als Messe für Leser, Autoren und Verlage. Sie präsentiert die Neuerscheinungen des Frühjahrs, aktuelle Themen und Trends und zeigt neben junger deutschsprachiger Literatur auch Neues aus Mittel- und Osteuropa. Gastland der Leipziger Buchmesse ist in diesem Jahr Norwegen.

Durch die einzigartige Verbindung von Messe, „Leipzig liest“ – dem größten europäischen Lesefest – und der Manga-Comic-Con hat sich die Buchmesse zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Zur letzten Veranstaltung präsentierten 2.085 Aussteller aus 40 Ländern die Novitäten des Frühjahrs und begeisterten damit auf dem Messegelände sowie in der gesamten Stadt 283.000 Besucher.

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PM LBM, Richard Schneider

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