
Bestsellerautorin Laura Spinney unternimmt in ihrem Buch Der Urknall unserer Sprache eine populärwissenschaftliche Reise in die Lebenswelt und Kultur unserer Vorfahren und versucht, Licht ins Dunkel der Frühgeschichte der indoeuropäischen Sprachen zu bringen.
Griechische Tragödien, indische Veden, römische Mythologie, Beowulf und Der Herr der Ringe – all diese Erzählungen sind durch eine gemeinsame Sprache und deren Sprecher verbunden, den Indoeuropäern.
Wer waren diese Menschen, wie lebten unsere Vorfahren? Dank bahnbrechender Erkenntnisse aus Linguistik, Archäologie und Genetik erzählt Spinney die Geschichte der Entstehung unserer Ursprache.
Vor 5.000 Jahren trafen am Schwarzen Meer Nomaden aus der Steppe auf Bauern aus der gemäßigten Zone. Die Autorin erweckt den Alltag und die Sprache dieser Menschen zum Leben und zeigt, wie eng Ost und West miteinander verbunden sind. Eine faszinierende Reise zu den Ursprüngen unserer Kultur.
Allgemeinverständliche Einführung ins Thema
Studierten Berufssprachlern mag vieles linguistisch zu unscharf dargestellt sein. Und der Ton erinnert oft an die Plaudereien von Buchautoren in Talkshows. Aber eine gelungene Einführung ins Thema für Jugendliche oder interessierte Laien ist das Werk allemal.
Wer sich eingehender mit dem Phänomen der indoeuropäischen Sprachen beschäftigen möchte, der findet in der Bibliografie weiterführende Literatur.

Inhalt
- Vorwort
- Einleitung: Ariomanie
- I Genesis – Lingua obscura
- II Heiliger Frühling – Proto-Indoeuropäisch
- III Erster unter Gleichen – Anatolisch
- IV Durch die Weite – Tocharisch
- V Der Aufstieg der Lerche – Keltisch, Germanisch, Italisch
- VI Das wandernde Pferd – Indoiranisch
- VII Nordische Idylle – Baltisch und Slawisch
- VIII Sie kamen aus dem steilen Wilusa – Albanisch, Armenisch, Griechisch
- Fazit: Schibboleth
- Dank
- Bibliografie
- Anmerkungen
- Register

„Sprache hält uns einen Spiegel unserer Vergangenheit vor“
Fünf Fragen an Laura Spinney:
Wie sind Sie auf das Thema gekommen, was war Ihre persönliche Motivation, dieses Buch zu schreiben?
Ich war schon immer von Sprache fasziniert, aber hier ging es um eine Sprachfamilie – die größte der Welt -, die viele Menschen seit über 200 Jahren fasziniert und deren Geschichte sich im letzten Jahrzehnt dank wissenschaftlicher Fortschritte völlig verändert hat. Diese Geschichte zu erzählen war einfach unwiderstehlich.
Inwieweit prägt uns die indo-europäische Kultur heute?
Die indo-europäischen Sprachen werden heute von fast der Hälfte der Menschheit als Muttersprache gesprochen. Viele verschiedene Kulturen und viele verschiedene Ethnien, aber dennoch haben sie aufgrund des gemeinsamen Ursprungs ihrer Sprachen mehr gemeinsam, als ihnen bewusst ist.
So waren einige unserer bekanntesten Mythen, darunter die des Drachentöters und des Faust – bereits den Sprechern der allerersten indoeuropäischen Sprache vor 5.000 Jahren bekannt.
Warum ist es an der Zeit, einen neuen Blick auf die indogermanische Sprachfamilie zu werfen?
Jüngste Fortschritte in der Wissenschaft, insbesondere die Entschlüsselung alter DNA, mit der prähistorische Migrationsbewegungen verfolgt werden können, haben der Geschichte der Ursprünge dieser Sprachfamilie und ihrer Verbreitung interessante neue Details hinzugefügt.
Es gibt immer noch viele offene Fragen, aber auch viel mehr Gewissheiten zur Frage, wie es dazu kam, dass sie heute von so vielen Menschen gesprochen werden.
Was war für Sie die überraschendste Entdeckung?
Wie anpassungsfähig Sprache ist und dass ihre Entwicklung niemals stillsteht. Eine Sprache verändert sich von allein, ohne äußeren Einfluss, nur durch den Prozess der Weitergabe von einer Generation zur nächsten.
Aber sie verändert sich auch als Reaktion auf die Ereignisse, die das Leben ihrer Sprecher beeinflussen. Und durch den Kontakt mit anderen Sprachen. Sprache hält uns einen Spiegel unserer Vergangenheit vor.
Inwieweit spielen aktuelle geopolitische Konflikte bei der Erforschung einer frühgeschichtlichen Sprache eine Rolle?
Sprache – jede Sprache – ist politisch. Denn eine Sprache ist nicht nur ein Vehikel zur Übermittlung von Informationen, sondern auch ein Identitätsmerkmal. Aus diesem Grund sind die Menschen unendlich (und verständlicherweise) neugierig darauf, woher ihre Sprache kommt und wie sie sich zu anderen Sprachen verhält.
Diese Informationen werden in moderne Konflikte hineingezogen und manchmal verzerrt. Wir haben heute eine ganze Reihe von Kriegen in der Welt, darunter auch Kulturkriege. Die Sprache ist in diesen Kriegen unweigerlich ein Spielball.

Pressestimmen
- „Spannend wie ein Detektivroman und atmosphärisch wie eine Steppenwanderung.“ – Wolfgang Popp, Ö1, 20.05.2025
- „Ein faszinierender Einblick in die frühen Kulturen im Schwarzmeerraum.“ – Claudia Mäder, NZZ Geschichte, 15.05.2025
- „Eine spannende, anschaulich geschriebene, anspruchsvolle Auseinandersetzung mit dem so selbstverständlich gewordene Instrument der Kommunikation.“ – Sibylle Fritsch, Salzburger Nachrichten, 22.04.2025
- „Dieses Buch ist eine Zeitmaschine.“ – Frank Wittig, SWR Kultur, 15.04.2025
- „Wer sind die Ahnen unserer Sprache? Laura Spinney bringt uns die Indo-Europäer so augenöffnend nahe wie kein anderes Buch.“ – Raoul Schrott
Bibliografische Angaben
- Laura Spinney (2025): Der Urknall unserer Sprache. München: Hanser. 336 Seiten, 26,00 Euro, ISBN 978-3-446-28245-2. Bei Amazon bestellen. Hinweis zu Amazon-Links.
- 2025-02-08: Genetischer Ursprung der Indoeuropäer: Missing Link in Geschichte der IE-Sprachen entdeckt?
- 2023-08-04: Neue Hybrid-Hypothese zur Entstehung der indogermanischen Sprachen: Ursprung vor 8.100 Jahren in Ost-Anatolien
- 2022-08-24: Paläogenetische Studie gibt Einblick in Entwicklung der indoeuropäischen Sprachen
Hanser, red