Englisch war gestern – die Zukunft spricht Globish

GlobishKommunikation war früher eine Frage der Zeit und der Entfernung. Heute erfolgt sie grenzenlos und sekundenschnell. Die Welt von heute ist ein globales Dorf und die Dorfsprache ist Englisch. Ohne Englisch geht nichts mehr, weder in Wissenschaft und Wirtschaft, noch im World Wide Web. Ein Drittel der Erdbevölkerung, über zwei Milliarden Menschen, kommt regelmäßig mit der englischen Sprache in Berührung. Chinesen verhandeln mit Indern, Russen chatten mit Arabern, Deutsche telefonieren mit Koreanern.

In internationalen Konzernen, auf wissenschaftlichen Tagungen oder im weltweiten Chatroom hat Englisch den Wettbewerb der Sprachen längst gewonnen. Optimal für englische Muttersprachler, sollte man meinen. Aber ist das wirklich so? Tatsächlich findet nur vier Prozent der weltweiten Kommunikation in Englisch zwischen Muttersprachlern statt. Können sich ein Japaner und ein Italiener nicht sogar leichter auf Englisch verständigen als ein Japaner und ein Engländer?

Das jedenfalls glaubt der Franzose Jean-Paul Nerrière, ehemaliger Vizepräsident von IBM in USA, Europa, Afrika und dem Nahen Osten. Nerrière ist ein Mann mit Weitblick und ein Profi in Marketing und internationaler Kommunikation. Er hat seine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Verständigung in der Welt gemacht. Seine Lösung für das globale Kommunikationsproblem heißt Globish. Dieselben Wörter für jeden, weltweit. Für ihn ist Globish der Ort, an dem sich alle treffen. Zusammen mit dem Amerikaner David Hon, Englisch-Dozent und Computerspezialist, hat er dazu ein Buch geschrieben, das international zum Bestseller wurde. Auf Japanisch, Chinesisch, Ungarisch, Polnisch, Niederländisch, Russisch, Französisch, Koreanisch, Spanisch und Italienisch ist es schon zu lesen. Mitte Juni 2011 erschien es bei Langenscheidt in deutscher Sprache.

Sprachwissenschaftler, besonders englische Muttersprachler, betrachten Globish kritisch und fürchten, dass es die Hochsprache Englisch verwässere. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Rechtschreibung und Aussprache (Akzente sind ausdrücklich erlaubt!) bleiben bestehen. Globish ist kein Pidgin-English, sondern absolut korrektes Englisch. Das Motto heißt, getreu der alten Marketing Regel K.I.S.S., keep it short and simple: Stark vereinfachte Grammatik und auf das Wesentliche reduzierter Wortschatz. Im Oxford English Dictionary findet man etwa 615.000 Wörter. Englische Muttersprachler benutzen davon nur 3.500 bis maximal 7.500 Wörter. Globish kommt mit 1.500 Wörtern aus! „Globish ist eine definierte Teilmenge der englischen Sprache. Es ist kein gebrochenes Englisch. Es ist eine andere Version der englischen Sprache. Auf der Grundlage von Globish sind alle Menschen im Bezug auf ihre Sprache gleich(berechtigt). Durch den begrenzten Umfang kann jeder dieselben englischen Wörter lernen und die Menschen können sich dann gegenseitig verstehen.“ schreiben Nerrière und Hon in ihrem aufsehenerregenden Buch. Im Kapitel 16 ihres Buches stellen sie auch gleich den Globish-Grundwortschatz vor, damit jeder Leser anhand der Vokalbelliste seine Kenntnisse prüfen und erweitern kann.

Jean-Paul Nerrière und David Hon verstehen Globish als eine reine Zwecksprache, eine globale Verkehrssprache, nicht als Kultursprache wie das Englische. Kurze, klare Sätze dominieren, ohne Wortspiele, Redewendungen, Sprachbilder oder ironische Formulierungen. Trotzdem oder gerade deswegen sind auch schwierige Gespräche und Verhandlungen ohne Missverständnisse in Globish möglich. Die Autoren zeigen dies eindrucksvoll in ihrem Buch, wenn sie die Antrittsrede des amerikanischen Präsidenten Barack Obama in der Originalfassung und in Globish vergleichen.

Laut Ben Mcintyre, Historiker und Kolumnist der Times, ist Globish „nicht das Ende der Sprache sondern ein wichtiger Schritt auf der Evolutionsleiter und für viele Menschen der Einstieg in die Welt.“ Ohne Englisch geht nichts mehr? Doch, mit Globish!

Über die Autoren
Jean-Paul Nerrière war lange Zeit IBM Vizepräsident in den USA, Europa, Afrika und dem Nahen Osten. Dadurch war er viel unterwegs und ist schon früh mit dem Problem der internationalen Verständigung in Berührung gekommen. Seine persönlichen Erfahrungen haben ihn nun dazu bewogen, eine Lösung für das weltweite Kommunikationsproblem zu suchen und ein Buch zu diesem Thema zu schreiben: Globish. Nerrière wurde mit dem Orden der Légion d’honneur ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung, die Frankreich vergibt.
David Hon begann schon im Alter von 14 Jahren für zwei Stadtzeitungen in Seattle zu schreiben, bevor er Englisch studierte. Anschließend unterrichtete er Englisch in Asien und Südafrika. Dort entstand bereits die Idee, ein Buch über Englisch als eine globale Sprache zu schreiben. Zunächst ging er allerdings in die Computerbranche und entwickelte Spiele und Simulatoren, u.a. den ersten medizinischen Simulator, mit dem er auch viele internationale Preise gewann. Die Idee von Nerrière über Globish ließ ihn allerdings nicht los, und so schrieben sie zusammen dieses Buch.

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2011-02-09: Esperanto war gestern. Heute spricht man Globish

www.globish.com

[Text: Gina Ahrend. Quelle: Pressemitteilung Langenscheidt, 2011-07. Bild: Langenscheidt.]