Im Herbst 2016 ist im Verlag für wissenschaftliche Literatur Frank & Timme ein neuer Sammelband mit Beiträgen zum Übersetzen und Dolmetschen in der Zeit des Nationalsozialismus erschienen.
Die drei Herausgeberinnen lehren und forschen in Germersheim und Wien und haben sich mit der Organisation von wissenschaftlichen Tagungen zu diesem Thema bereits einen Namen gemacht.
Dörte Andres ist Professorin für Dolmetschwissenschaft am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim. Julia Richter ist Dissertantin am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien und Übersetzerin. Larisa Schippel leitet als Professorin für Transkulturelle Kommunikation das Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien.
Zum Inhalt des Buches heißt es auf der Website des Verlags:
Die Beschäftigung mit translatorischen Prozessen im Umfeld des „Dritten Reichs“ erweist sich für die Translationsgeschichte im deutschsprachigen, wenn nicht gar für den gesamteuropäischen Raum als bedeutsam. Ausbildung, Praxis, aber auch Reflexion über Translation erfuhren paradoxerweise in jener Zeit eine rasante Entwicklung, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind.
Die Autorinnen und Autoren zeichnen einige dieser Entwicklungen nach, berichten von Akteuren, erzählen die Geschichten von verfolgten, geflohenen, sich unsichtbar machenden oder unsichtbar gemachten Übersetzerinnen und Übersetzern, beschreiben Überwachungsmaßnahmen und Professionalisierungsbestrebungen sowie die Entstehung einer neuen Riege von Translatorinnen und Translatoren.
Die Beiträge dieses Bandes zeigen, welche Rolle Translation im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Verbrechen jener Zeit spielen kann.
Bibliografische Angaben
- Dörte Andres, Julia Richter, Larisa Schippel (Hg., 2016): Translation und „Drittes Reich“. Menschen, Entscheidungen, Folgen. Berlin: Frank & Timme. 352 Seiten, 49,80 Euro, ISBN 978-3732903023.
Links zum Thema auf UEPO.de und uebersetzerportal.de
- 2016-02-11: Internationale Tagung in Wien: Translation und das „Dritte Reich“ II – Historiografische Herausforderungen
- 2014-07-10: Konferenz „Übersetzung im Dritten Reich“ in Berlin
- 2012-11-12: RfD will “Winkeldolmetschern” und “ausbeuterischen Vermittlungsbüros” den Garaus machen
- 2011-09-27: 1967: Dr. Paul Schmidt nimmt Abschied vom SDI München – “Es hat sich gelohnt”
- 2011-09-11: “Wie der Herrgott in Frankreich” – Als Übersetzerin im Auswärtigen Amt 1941-45
- 2010-07-12: Dokumentation: Dolmetscher-Bereitschaft Englisch, Mai 1942
- 2010-07-11: RfD-Ausweis für Sprachkundige aus den 1940er Jahren
- 2008-09-01: US-Militärregierung reguliert 1945 in Bayern Preise für Übersetzungen
- 2008-08-11: “Vollständig zersetzt”, “militärisch völlig fruchtlos”: Die Dolmetscher-Lehrkompanie Berlin im Jahr 1940
- 2005-07-20: Einer von uns: Claus Graf Schenk von Stauffenberg war qualifizierter Englisch-Dolmetscher
- 2005-02-16: Europäische Verlagsanstalt legt Paul Schmidts Statist auf diplomatischer Bühne neu auf
- 2004-07-20: 60 Jahre 20. Juli 1944 – Deutschland feiert seine Widerstandskämpfer. Gab es auch welche unter Dolmetschern und Übersetzern?
- 2004-06-16: Dolmetscher-Gilde und Reichsfachschaft für das Dolmetscherwesen: Gab es ein Verbandsleben vor dem BDÜ?
[Text: Richard Schneider. Quelle: Frank & Timme. Bild: Frank & Timme.]