Die französische Comic-Serie Asterix ist laut Umfragen 99 Prozent aller Deutschen ein Begriff. In den 50 Jahren seit dem erstmaligen Erscheinen von Asterix der Gallier in deutscher Sprache (am 18.12.1968) haben die Deutschen ein Drittel der weltweiten Gesamtauflage gekauft, gelesen und verschlungen. Das sind sagenhafte 370 Millionen Alben. Ein verlegerisches Phänomen, das seinesgleichen sucht und dessen Erfolgsgeschichte alle zwei Jahre mit neuen Abenteuern fortgeschrieben wird.
Der inzwischen 91-jährige Asterix-Zeichner Albert Uderzo freut sich sehr über die Beliebtheit seiner Schöpfungen im Nachbarland: „Der Erfolg ist ungebrochen, gerade in Deutschland. Das ist ein großes Glück für uns. Herzliche Grüße an alle Leser in Deutschland!“
In 50 Jahren nur drei Hauptübersetzer: Penndorf, Walz und Jöken
Erstaunlich ist, dass die Asterix-Reihe in all den Jahrzehnten lediglich drei Übersetzer „verschlissen“ hat:
- Gudrun Penndorf (80) übertrug ab 1968 die Abenteuer des pfiffigen Galliers ins Deutsche (Band 1 bis 29). In der Wikipedia heißt es zu ihrem Werdegang: „Penndorf absolvierte eine Übersetzer- und Dolmetscherausbildung Französisch und Italienisch in den Fachgebieten Wirtschaft und Recht in Heidelberg und München. Sie arbeitete unter anderem beim Langenscheidt-Verlag und als Gerichtsdolmetscherin. Mit 40 Jahren begann sie Allgemeine und Romanische Sprachwissenschaften zu studieren und schloss das Studium mit dem Magister (M.A.) ab. Von 1967 bis 1993 arbeitete sie als freiberufliche Übersetzerin.“
Für alle, die sich fragen, warum Gudrun Penndorf 1991 als Asterix-Übersetzerin aufgehört hat: „Das nahm ein Ende, als ich nach Band 29 eine an den Erfolgen des Verlags orientierte Bezahlung verlangte“, sagte sie 2004 im Gespräch mit comedix.de. Dabei ging es auch um eine Vergütung für die zahlreichen Dialektvarianten, die auf ihrer Übersetzung beruhen. Nach jahrelangem Streit schlossen Verlag und Übersetzerin schließlich einen Vergleich. Die Übersetzungen fertigte aber fortan ein anderer an, nämlich Michael F. Walz. - Michael F. Walz übersetzte Band 30 (Obelix auf Kreuzfahrt) und 31 (Asterix und Latraviata). Walz war zuvor und danach in verschiedenen Funktionen im Hintergrund als Lektor, Verlagsassistent und Geschäftsführer an der Asterix-Reihe beteiligt. Der heutige Publizist, Galerist und Kunsthändler hat zudem mehrere Asterix-Bände ins Schwäbische übersetzt.
- Der aus mehreren kürzeren Geschichten zusammengestellte Band 32 Asterix plaudert aus der Schule wurde von Horst Berner und Klaus Jöken übersetzt.
- Ab Band 33 Gallien in Gefahr liegt die übersetzerische Verantwortung allein bei Klaus Jöken. Die in Kleve geborene rheinische Frohnatur studierte in Köln Geschichte und Niederländisch. Anschließend zog es ihn der Liebe wegen in die Auvergne, wo er mit dem Übersetzen begann. Schon früh spezialisierte er sich auf Comics, von denen er inzwischen mehr als 400 ins Deutsche übertragen hat.
Übersetzerischer Beitrag von Adolf Kabatek unklar
Adolf Kabatek wurde 1972 Geschäftsführer des Ehapa-Verlages und war von 1974 bis 1988 als Herausgeber tätig. Er erwarb sich enorme Verdienste im Bemühen, den Comic als Literaturgattung in Deutschland zu etablieren.
Unklar ist jedoch sein übersetzerischer Beitrag zur Asterix-Reihe. Kabatek hatte als Herausgeber auch bei den Übersetzungen das letzte Wort. In welchem Umfang er in die Übersetzungen eingriff, ist umstritten, weil es dazu unterschiedliche Darstellungen gibt.
Sein Sohn Johannes erklärt bis heute, die bekannte Wendung „Die spinnen, die Römer“, stamme vom 1997 verstorbenen Kabatek und nicht von der Übersetzerin Gudrun Penndorf.
Und Michael F. Walz sagte 2001 gegenüber dem Focus: „Er war der deutsche Goscinny. Ein humoristisches Genie. Ich habe seit 1985 in seinem Übersetzungsteam gearbeitet. Damals hat er die Rohübersetzung von Gudrun Penndorf bearbeitet.“
Zum Jubiläum: Sonderedition des ersten Bandes
Der Egmont-Ehapa-Verlag hat im Oktober 2018 zum 50-jährigen Jubiläum den allerersten Band „Asterix der Gallier“ als Sonderedition mit acht Zusatzseiten neu herausgebracht (56 Seiten, Hardcover: 15,00 Euro, Softcover: 7,50 Euro).
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Richard Schneider