„Wie Sprache die Welt erfindet“ – Ausstellung im Bündner Kunstmuseum Chur

Bündner Kunstmuseum
Der Erweiterungsbau setzt einen Kontrapunkt zu den umgebenden Altbauten des Bündner Kunstmuseum. Er dient als Eingang auch zu den drei unterirdischen Stockwerken. - Bild: Bündner Kunstmuseum

Nur selten beschäftigt sich die bildende Kunst mit dem Thema Sprache oder Übersetzung, aber es gibt durchaus entsprechende Versuche.

Im Bündner Kunstmuseum in Chur ist zurzeit die Ausstellung „Wie Sprache die Welt erfindet“ zu sehen (24. Februar bis 28. Juli 2024), wobei die Sprach- und Kulturlandschaft des Kantons Graubünden als Ausgangspunkt dient.

Zum Konzept heißt es:

Das Bündner Kunstmuseum greift damit ein Hauptthema menschlicher Kultur auf und verortet diese regionale Ausprägung in globalen Zusammenhängen. In der Fokussierung auf eine Auswahl an Werken nationaler und internationaler Kunstschaffender sowie an historischen Artefakten aus Graubünden wird die Bedeutung von Sprache und Erzählung in Gemeinschaft und Gesellschaft beleuchtet.

Die Ausstellung geht von sprachlichen Dokumenten aus Graubünden aus, wie dem Reisetagebuch des Lumbreiners Gion Casper Collenberg aus dem 18. Jahrhundert.

Für das Meer existiert damals im Rätoromanischen zwar das Wort „la mar“, jedoch fehlen Ausdrücke für Ebbe und Flut. Zur Erklärung greift Collenberg in seinem Tagebuch auf ein Naturereignis zurück, das in den Bündner Bergen wohl bekannt ist. Er beschreibt einen Bach, dessen Pegel sich bei Regen erhöht und später wieder senkt. „So verhält es sich beim Meer“, schreibt er.

Die Ausstellung „Wie Sprache die Welt erfindet“ beleuchtet die Kraft der Sprache, Vorstellungen zu schaffen, fiktive Erzählungen hervorzubringen und somit unsere Sicht auf die Welt zu lenken.

In den Werken von Kunstschaffenden wie Not Vital, Erica Pedretti, Thomas Hirschhorn, Marcel Broodthaers, Ian Hamilton Finlay oder Susan Hiller verbinden sich Themen wie kulturelle Identität, politische Narrative, Migration oder Sprachwandel.

Das allumfassende Thema wird innerhalb diverser Zeitenwenden betrachtet und zeigt, wie Sprache die Art und Weise beeinflusst, wie wir denken, handeln und die Welt verstehen.

Ausstellung "Wie Sprache die Welt erfindet"
Links zu sehen: „My Aplogies to Time II“ von Kemang Wa Lehulere. An der Wand: „Nietzsche-Map“ von Thomas Hirschhorn und Marcus Steinweg.

Zur Ausstellung ist im Distanz-Verlag eine reich bebilderte Publikation mit literarischen Texten von Gianna Olinda Cadonau, Asa S. Hendry, Marina Skalova, Joachim B. Schmidt, Usama Al Shahmani, Vincenzo Todisco und Ivna Žic erschienen. Das Vorwort schrieb Stephan Kunz, Damian Jurt steuerte einen Essay bei.

Ausstellung "Wie Sprache die Welt erfindet"
Auf dem Boden: „Nous, prêles d’hier“ von Maude Léonard-Contant aus engobiertem Steinzeug, Heilerde, Himalaya-Salz, Leckstein, Quartz und Zinn. – Bild: Bündner Kunstmuseum

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